GESCHICHTE UND GESCHICHTEN
AUS DEM 18. JAHRHUNDERT

Einleitung

Um die Geschehnisse des 18. Jahrhunderts verstehen zu können, müssen wir uns zunächst einmal damit vertraut machen, was in den Jahren vorher geschehen war, weil das natürlich im neuen Jahrhundert seine Auswirkungen zeigen würde.

Im Südosten Europas beherrscht das Ottomanische Reich den ganzen Balkan, sowie Griechenland, Bulgarien und zum Teil die Nordküste des Schwarzen Meeres. Noch 1683 hat das Heer des Sultans Wien belagert, muss aber in den kommenden Jahren viele Verluste einstecken und verliert unter anderem Ungarn und Siebenbürgen (das auch als Transsylvanien bekannt ist).

In Russland herrscht Zar Iwan der Große, der ebenfalls von den Türken bedrängt wird, nicht zuletzt aber in Nordeuropa mit den Schweden in Konflikt kommt. Ende des Jahrhunderts befindet sich der Zar selbst in den Niederlanden, um dort mehr über den Schiffsbau zu lernen. Das führt gut hundert Jahre später übrigens zu der komischen Oper von Albert Lortzing, "Zar und Zimmermann".

Zentraleuropa wird von den Habsburgern regiert. Leopold I hat nicht nur den Erzherzogshut der österreichischen Kronländer, sondern auch die Kronen von Ungarn und Böhmen auf seinem Haupt. Zudem ist er Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und somit Oberhaupt des Fleckerlteppichs, in den das heutige Deutschland zergliedert war. Im Norden besteht das Kurfürstentum Brandenburg-Preußen und im Süden Bayern, die beiden größten Länder davon. Auch Italien ist in kleine Staaten zerrissen.
Außer mit den Türken hat Leopold mit Frankreich Schwierigkeiten, die schon seit Jahrhunderten das Verhältnis zwischen den beiden Ländern kennzeichnen. Es geht ganz einfach um die Vormachtstellung in Europa.

Auch Spanien wird seit etwa 200 Jahren von den Habsburgern regiert, im Augenblick von Karl II, der allerdings der letzte sein wird. Karl V war seinerzeit in Spanien König geworden und regierte ein Reich, in dem die Sonne nicht unterging. Spanien hatte damals ja auch von Südamerika Besitz ergriffen. Dann hatte er seinem Bruder, Ferdinand I, die österreichischen Länder überlassen und damit die Habsburgerlinie in zwei Teile gespalten. Spanien war aber seit dem Verlust der Armada gegen England auf dem absteigenden Ast.

In Frankreich regiert der Sonnenkönig, Ludwig XIV. Man ist durch diverse Heiraten zwar mit den Habsburgern arg verschwägert, ist aber dennoch sehr interessiert daran, den Einfluss der Letzteren zu begrenzen. Man hat Spanien im Süden, die spanischen Niederlande im Norden und das Kaiserreich im Osten. Außerdem gibt es die jahrhundertealten Spannungen mit England, die plötzlich wieder aktuell geworden sind.

Unter der Regierung von Karl II und Jakob II in England, Schottland und Irland, war das Verhältnis zu Frankreich besser, aber nach der "Glorreichen Revolution", als Wilhelm III von Oranien-Nassau seinen Onkel, Jakob II, vertrieb und sich selbst auf den Thron setzte, bedeutete das wieder einen Bruch mit Frankreich. Wilhelm war zwar mit Jakobs Tochter verheiratet, aber er hatte schon in den Siebzigerjahren des 17. Jhd. als Statthalter in den Niederlanden gegen Frankreich Krieg geführt.
Er und seine Frau Anna akzeptierten das sogenannte "Bill of Rights", welches dem Parlament große Zugeständnisse sicherte und die Absolutherrschaft des Königs einschränkte. Unter anderem bekamen die Abgeordneten Immunität und damit Redefreiheit im Parlament.

Das letzte, flächenmäßig große Reich dieser Zeit war der Zusammenschluss von Polen und Litauen, dem auch das heutige Weißrussland und Teile der Ukraine angehörten. Das Königreich Polen und das Großfürstentum Litauen verband eine Realunion, die den König, die Währung und das Parlament gemeinsam hatte. Allerdings war der internationale politische Einfluss dieser Koalition sehr gering und nahm schon in der zweiten Hälfte des 17. Jhd. ab.


Copyright Bernhard Kauntz, Wolvertem 2010


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