GESCHICHTE UND GESCHICHTEN
AUS DEM 18. JAHRHUNDERT

Die pragmatische Sanktion

Es ist richtig, dass die pragmatische Sanktion die Unteilbarkeit der österreichischen (habsburgischen) Länder festsetzte, sowie auch das weibliche Erbrecht dieser. Falsch dagegen ist, dass Kaiser Karl VI die pragmatische Sanktion geschrieben habe, um es damit seiner Tochter, Maria Theresia, zu ermöglichen, in Österreich Regentin zu werden. Letzteres beweist schon die Veröffentlichung des Dokuments im Jahr 1713, während Maria Theresia erst 1717 geboren wurde.

Der Inhalt der pragmatischen Sanktion war eigentlich schon 1703 festgelegt worden, als Hausrecht der Habsburger, das jedoch geheim gehalten wurde. Wenn man die Geschichte psychologisch betrachtet, war das ein logischer Schritt - hatte doch der Habsburger Karl II drei Jahre früher das Königreich Spanien den Bourbonen vererbt. Daher war die Unteilbarkeit der Länder wohl ein ebenso wichtiger Teil dieser Hausordnung, wie die weibliche Thronfolge.

Warum man dieses neue Recht nicht schon 1703 veröffentlichte? Nun, man kämpfte noch immer um das spanische Erbe. Wahrscheinlich wollte man zuerst Erzherzog Karl auf dem spanischen Thron sehen, um sozusagen beide Linien abzusichern. Dass sich Karl als Kaiser zehn Jahre später entschloss, damit an die Öffentlichkeit zu gehen, war wohl ein letzter Versuch, das Ruder doch noch herumzureißen, als Spanien durch die Friedensverhandlungen in Utrecht schon mehr oder weniger verloren war.

Natürlich war es Zufall, dass Karl VI dann ohne männlichen Erben blieb und die pragmatische Sanktion gleich in der nächsten Gereration in Wirkung trat. Es sollte jedoch dauern, bis alle österreichischen Länder die neue Ordnung akzeptiert hatten. In Ungarn brauchte man zehn Jahre für die Anerkennung.
Noch schlimmer war es natürlich in anderen Ländern. Interessanterweise war Spanien das erste Land, das 1724 die pragmatische Sanktion anerkannte. Allerdings hatte Karl VI ein wenig früher im selben Jahr ein Bündnis mit Spanien geschlossen ... Kaiserin Katharina I trat diesem Bündnis 1726 bei und erkannte da ebenfalls die Neuordnung an. Im selben Jahr akzeptierte Preußen die pragmatische Sanktion und England folgte fünf Jahre später. 1732 wurde sie von den meisten deutschen Staaten (außer Bayern, Sachsen und der Kurpfalz) ratifiziert. 1735 schließlich folgte Frankreich im Zug der Friedensverhandlungen nach dem polnischen Erbfolgekrieg.

Dass Bayern und Sachsen das Dokument nicht anerkannten, kam daher, dass sowohl Karl Albrecht von Bayern, als auch Friedrich August von Sachsen mit je einer Tochter von Joseph I (dem Bruder von Karl VI) verheiratet war - und beide sich daher Hoffnungen auf das Erbe machten.


Erklärungstafel am Alten Schloss in Laxenburg, wo Karl VI die Urkunde verfasste und später mit Spanien eine Allianz bildete


Copyright Bernhard Kauntz, Wolvertem 2010


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29.1.2010 by webmaster@werbeka.com