GESCHICHTE UND GESCHICHTEN
AUS DEM 18. JAHRHUNDERT

Der Remlinger Eierlauf


Remlingen ist ein Markt in Bayern, im Landkreis Würzburg, etwa 20 Kilometer östlich von dieser Stadt belegen, der schon im 9. Jhd. erstmals Erwähnung fand.
1738 fand dort zum ersten Mal der Eierlauf statt, der jährlich am Ostermontag ausgeführt wird. Er muss jedes Jahr stattfinden, denn lässt man ihn ein Jahr aus, darf er nachher nicht wieder aufgenommen werden. Eine Ausnahme machten allerdings die beiden Weltkriege.
Gräfin Dorothea Renata von Castell-Remlingen verzichtete im Jahr 1738 darauf, ihren Zehnt Eier von den Bauern einzuheben, unter der Voraussetzung, dass die Eier der Jugend des Marktfleckens übergeben werden sollten und diese damit ein Volksfest veranstalten würden.
Man erfand dadurch den Eierlauf, der aber nur der Höhepunkt eines ganzen Tages voller Festlichkeiten ausmacht. Zunächst wurde die Teilnahme nur unbescholtenen und unverheirateten Burschen gestattet. Auch heute nehmen noch etwa zwei Drittel der Teilnahmeberechtigten an diesem Spektakel teil.
Den Vormittag verbringt man damit, bei den Bauern die Eier einzusammeln. Heutzutage kann aber auch ein Getränk oder ein wenig Geld gespendet werden. Nach einem gemeinsamen Eieressen zu Mittag geht es ab zum Marktplatz, wo ein Läufer und ein Sammler ausgelost werden.
Dort haben sich schon vorher eine Menge Zuschauer eingefunden und eine Musikkapelle heizt die Stimmung an. Nach der Auslosung zieht die ganze Versammlung zum Zehntberg (der seinen Namen noch vom Zehnten hat, den die Bauern der Herrschaft abliefern mussten). Dort beginnt dann der Wettkampf.
Der Läufer muss eine 2130 Meter lange Strecke zurücklegen, dort auf dem Eierlaufstein ein rohes Ei zerbrechen und dann zurücklaufen. Beendigt er seinen Lauf, bevor der Sammler seine Aufgabe gelöst hat, gewinnt er. Für den Sammler werden 75 bemalte Eier in einem Abstand von je 2 Fuß ausgelegt. Er muss mit dem Ei beginnen, das am weitesten weg liegt. Die Eier müssen einzeln zurückgetragen und in einem Korb "gesammelt" werden.
Tatsächlich sind die Siege zwischen Läufer und Sammler in etwa gleich verteilt - auf jeden Fall kommt es gegen Ende meistens zu einem Herzschlagfinish. Der Sieger braucht dann den Rest des Tages keine Zeche mehr zu bezahlen. Beide Wettkämpfer bekommen außerdem das Vorrecht, mit der Dame ihres Herzens den abendlichen Tanz einzuleiten.

Copyright Bernhard Kauntz, Wolvertem 2011


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