GESCHICHTE UND GESCHICHTEN
AUS DEM 18. JAHRHUNDERT

Von Seeräubern und Sklavenhändlern

Folgender Auszug stammt aus der Wiener Zeitung, vom 18. Januarius Anno 1830. Meine Wiedergabe stimmt orthographisch mit dem Original völlig überein.

Folgende Meldung wurde am 1. November 1729 (vom Auslandskorrespondenten der Zeitung?) in "Antegua" verfasst:
Den 18den vorigen Monats ist die Chaloupe Catharina alhier angekommen, sich auszubessern, und mit frischen Proviant zu versehen; dieselbe gehörete zu Boston zu Hause, und ware von dar zu einer Reise nach Guinea ausgerüstet, unter dem Commando des vormals unter denen See-Räubern gewesenen Capitains Atkinson; welcher nachdeme er Mittel gefunden, auf der Cüste von Guinea eine grosse Menge Negers wegzunehmen, wovon er verschiedene verkaufet, eine gute Menge Gold an Bord hatte; wodurch das Volk angereitzet wurde, zu rebelliren, wie sie auch den 6sten September thaten, sich des Capitains bemächtigten, ihme Hände und Füsse bunden, und also lebendig über Bord in See warfen; um aber die Schwartzen zu verleiten, sagten sie, er wäre gestorben und hatten eine Decke mit einigen Kleidern zusammen gebunden, auch etwas Schweres, damit es sinken könte, darein gethan, so sie folglich über Bord geworfen.
Hierauf haben sie die Truhe und Kiste des Capitains eröfnet, die Beute unter sich getheilet und sich lustig gemacht; allein des Nachts, ehe sie von hier segelten, wurden sie trunken, mithin kriegten die Schwartzen freye Hände, und schwammen 6. von ihnen an das Land, welche diese Sache bekannt machten; worauf das Volk bey dem Kopf genommen, und gefangen gesetzet wurde, um ihnen den Process zu machen. Unterdessen hat der Capitain Toller, das Kriegs-Schif die Perle commandirend, erwehnte Chaloupe mit denen darauf seyenden 56. Negern, als denen See-Räubern gehörige Habschaften, nicht allein angehalten, sondern sich auch verschiedener kleinen Frantzösischen Schiffe bemeistert, welche dem Friedens-Tractat zwischen England und Frankreich entgegen, auf der Küste Handlung trieben.

Toll, oder? Ich gebe ja zu, dass ich ein paar Mal lächeln musste, zum Beispiel über die Chaloupe, die gekommen war um sich auszubessern, oder dass der Kapitän eine große Menge Negers von der Küste weggenommen hat ...
Aber sonst ist das doch Geschichte pur - eine traurige, aber dennoch authentische Beschreibung eines Sklavenhandelschiffes, sowie die Erwähnung des Konflikts zwischen England und Frankreich, der ja auch in der Neuen Welt bestand. Die Vereinigten Staaten gab es ja zu dieser Zeit noch nicht.


Copyright Bernhard Kauntz, Wolvertem 2010


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