Alte Zeitungen


Eigentlich wollte ich für unseren kommenden Wienbesuch im Internet nach Programmvorschlägen suchen. Via Hofburg und Nationalbibliothek (wo auch ich - in aller Demut - repräsentiert bin, wenn Sie im Katalog nachsehen), kam ich auf eine Meldung, dass man nunmehr auch alte Zeitungen scannt und im Internet zur Verfügung stellt. Ha! Das muss gesehen werden, dachte ich. Das Neue Wiener Tagblatt (auch wenn es eine Wochenzeitung war) von 1932 war das erste Stück, das ich "aufschlug".
26 Groschen verlangte man damals für die 20 Seiten. In Deutschland waren im Monatsbezug immerhin 70 Pfennig zu berappen, ein bisschen teurer - aber es gleicht sich alles wieder aus, denn heute ist es umgekehrt ... Nur 4 Lire in Italien, das war vor der Inflation dort, aber ganze 5 Franc in Frankreich, das wieder war vor der Währungsreform. Trotzdem ist es interessant, solch einen historischen Vergleich zu bekommen.
Die Redaktion befand sich auf dem Fleischmarkt, während die Anzeigenaufnahme in der Wollzeile vor sich ging. Dann jedoch finde ich einen höchst merkwürdigen Satz: "Unverlangte Einsendungen an die Redaktion, denen kein Rückporto beiliegt, werden nicht zurückgeschickt. Unter allen Umständen empfiehlt es sich für die Einsender, Abschriften der Manuskripte zurückzubehalten." Interessant, aber das Rätsel löst sich auf, als ich mir das Inhaltsverzeichnis ansehe.
"Aufsätze und Berichte" heißt es da, noch vor "Wichtige politische Nachrichten" und "Ereignisse der Woche". Man hatte anscheinend einen viel näheren Bezug zum Leser, der mit der Zeitung interaktiv agieren konnte, so wie wir etwa heute am Internet ... Es gibt allerdings auch "Der Kleingärtner" und "Der Wanderer" als Rubriken. Letztere beschreibt (vermutlich eine Wanderung) vom Tulbingerkogel über den Troppberg nach Rekawinkel. Und zumindest Ernst Dümel dürfte die gemacht haben, denn er ist als Verfasser angegeben.

Aus dem Inhaltsverzeichnis
"Aus der Welt der Frau" will ich Ihnen nicht vorenthalten, dort gibt es Kochrezepte, praktische Winke und nicht zuletzt einen "Ratgeber für die Hausfrau". Aber Anton Focher berichtet auch über "Was man in Wien trägt". Letztendlich gibt es auch ein Schach-Rätsel, einen Fortsetzungsroman (von Edgar Wallace), ein Kreuzwort-Preisrätsel und zuletzt (auf der letzten Seite) das "Radioprogramm der Woche". Schön, dass es einige Dinge gibt, die sich nicht verändern ...
Jetzt hätte ich fast die Annoncen vergessen. Ganz unten auf der ersten Seite teilen die "Kaufhäuser Herzmansky" mit, dass sie für die am Montag beginnende "Weiße Woche" durch einen "äußerst preiswerten Ankauf enorm großer Fabriksposten nur erstklassigster Qualitäten reichhaltigst vorgesorgt und die Preise den heutigen wirtschaftlichen Zeiten entsprechend tief angesetzt" hätten. Das kommt mir auch bekannt vor, sowohl die Wirtschaftskrise, wie auch der Werbungstext. Das könnte, vielleicht nur ein bisschen moderner, durchaus auch heute geschrieben worden sein.
Gleich auf der ersten Seite gibt es allerdings auch einen der "Aufsätze", und zwar
"Als Agent für Staubsauger - Der Kampf um die Provision" von Ingenieur Ernst Wiese. Diesen möchte ich ihnen nicht vorenthalten, bringe ihn aber auf einer eigenen Seite. Klicken Sie deshalb bitte den obigen Link an.


Copyright Bernhard Kauntz, Wolvertem 2009



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