Sternbilder und Zeitalter


In unserem Kulturkreis behauptet die Wissenschaft, dass es die Babylonier waren, die die Sternzeichen "erfanden". Wohl hatten die alten Ägypter ebenfalls den Himmel in verschiedene Konstellationen unterteilt, aber diese waren hauptsächlich dazu da, um den Jahresablauf zu bestimmen.
Interessanterweise bestehen die babylonischen Sternbilder aus den zwölf Zeichen des Zodiaks, also des Tierkreises, der ja allen bekannt ist, die auch nur einen Schimmer von Astrologie haben. Natürlich haben die Tierkreiszeichen eine Sonderstellung unter den Sternen, weil sie alle auf derselben "Ebene" liegen, in der wir von der Erde aus die Sonne sehen. Andererseits konnte man seinerzeit auch in Babylon den ganzen Himmel voller Sterne betrachten, daher verwundert es ein wenig, dass man sich auf diese zwölf beschränkte.
Bevor wir weitergehen, müssen wir uns mit einem Ausdruck bekannt machen, den man "Präzession" nennt. Da die Erdachse nicht gerade steht, sondern etwa dreiundzwanzig Grad schief ist, beschreibt der Nordpol einen scheinbaren Kreis am Himmel, der ungefähr 26000 Jahre dauert. Daher verschieben sich die Sternbilder des Zodiaks mit der Zeit, sodass nach etwa je 2100 Jahren ein anderes Sternbild am Frühlingspunkt steht. Der Frühlingspunkt bezeichnet den Punkt am Himmel, der genau zu Frühlingsbeginn (am 21. März) am Himmel aufsteigt. Noch etwas ist wichtig: die Präzession verschiebt sich "rückwärts", im Vergleich mit dem Ablauf der Sternbilder während eines Jahres.
Heute liegt der Frühlingspunkt am Ende der Fische. Und jetzt wird es richtig interessant. Was würden Sie als das einflussreichste Kulturgut der letzten 2000 Jahre bezeichnen? Denken Sie einen Augenblick nach, bevor Sie weiterlesen.
Es ist nicht viel, das all diese 2000 Jahre lang unsere Kultur beeinflusst hat. Latein möglicherweise, aber wer kann heutzutage schon noch Latein? Aber was vor 2000 Jahren entstand und heute noch ziemlichen Einfluss ausübt, ist das Christentum. Und was ist ein wichtiges Symbol des Christentums? Richtig, die Fische.
Gut, sagen wir, dass das reiner Zufall ist. Aber wenn Sie Ihre Bibel kennen, dann wissen Sie auch, das vor Christus das Lamm zu den wichtigen Symbolen gehörte. Denken Sie nur an das "Opferlamm" oder das "Lamm Gottes". Und was ist das Lamm, wenn nicht ein kleiner Widder?
Hmmm ... schon komisch, was der Zufall an Kuriositäten bereithält.

Schön, und was kommt dann in der Reihe des Zodiaks? Der Stier. Moment mal, wie war das mit dem goldenen Kalb? War nicht Moses ganz böse auf seine Landsleute, weil sie um das goldene Kalb tanzten, statt Gott zu huldigen? Aber dessen nicht genug. Fällt nicht etwa der Minotaurus in dieses Zeitalter? Beziehungsweise finden wir nicht hier und dort Stierkulte in unserem Kulturkreis jener Zeit? Das ist aber tatsächlich ein lustiger Zufall ...

Dann kommen die Zwillinge an die Reihe. Nur ist unser Wissen der früheren Kulturen damit zu Ende, daher können wir das nicht weiter verfolgen. Oder doch?
Behauptete nicht jemand, dass die Sphinx mehr als 10000 Jahre alt sein muss, weil es im Stein Spuren gibt, die auf Regen schließen lassen? Und dass es eben so lange her ist, seit es dort in der Wüste ausgiebig geregnet hat ... Und dass der alte Pharaoh Chefren nur den Löwenkopf mit seinem eigenen Antlitz ersetzen ließ. Aber halt! Was Löwe? Zählen wir doch schnell 10000 Jahre an der Präzession ab. Nicht möglich! Damals war es der Löwe, der am Frühlingspunkt aufging! Schon ein blöder Zufall, meinen Sie nicht? Oder ist es gar kein Zufall?
Ich kann Ihnen keine weiteren Fakten geben, aber dennoch eine Anregung zum Denken. Kehren wir in unsere Zeit zurück. Was wird in Zukunft das größte Problem der Menschheit sein?
Kaum die Energieversorung. Auch das Hungerproblem könnten wir in den Griff bekommen, wenn unsere Machthaber es wollten. Die Überbevölkerung und der Klimawandel könnten aber ein Teil des kommenden größten Problems sein. Nämlich das des Trinkwassers. Schon heute gibt es viele Gegenden, die kein reines Wasser mehr haben. Aber was hat das mit den Sternzeichen zu tun?
Nun, das nächste Sternzeichen, das zum Frühlingsanfang am Horizont aufgehen wird ist - der Wassermann.

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Man könnte natürlich einwenden, dass man zum Beispiel in China den Himmel in andere Sternzeichen unterteilt, die nichts mit unserem Zodiak gemeinsam haben. Aber das ist nur ein scheinbarer Einwand, denn in China hat man ja auch nicht unseren westlichen Kulturhintergrund. Wenn das Christentum nicht der Mehrheit wenigstens geläufig ist, kann man im Sternbild Widder auch keinen Zusammenhang sehen.

Ich überlasse es Ihnen, an den Zufall zu glauben oder daran, dass vielleicht göttliche Schöpfung dahinter steckt, oder dass vielleicht ein Einfluss von einer älteren Zivilisation (erdgebunden oder nicht) die Anregung gegeben hat. Ob wir das Rätsel je lösen können, ist mehr als fraglich.

Copyright Bernhard Kauntz, Västerås 2015


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16.11.2015 by webmaster@werbeka.com