Piazza della Signoria


Was an diesem Platz zunächst auffällt, ist der Palazzo Vecchio mit seinem komischen Turm. Er hat früher Palazzo della Signoria geheißen, während der Zeit der Republik in Florenz.
Auf derselben Ecke des Platzes, doch auf der anderen Straßenseite liegt die Loggia dei Lanzi (Bild unten rechts) mit ihren hohen Arkaden. Dazwischen, im Hintergrund, aber schon nicht mehr auf dem Platz, liegen die Uffizien, die ehemaligen Büroräume von Cosimo I de Medici. Dieser steht heute als Reiterstandbild auf dem Platz. Es ist übrigens ein Werk von Giambologna, der es 1594 erschaffen hat.
Doch zurück zur Loggia dei Lanzi. Sie wurde 1382 fertiggestellt und von Benci di Cione und Simone Talenti erbaut. Sie sollte als Zeremonienplatz dienen, wie zum Beispiel dem Empfang von Gesandten, Kriegserklärungen, Friedensschlüsse, etc. Unter diesen Arkaden, sowie vor dem Palazzo Vecchio, stehen einige Kunstwerke, die wohl zu den meist geschätzten der Welt gehören.
Mag sein, dass einige von ihnen heute nur als Kopien zu sehen sind, aber leider ist die Menschheit noch nicht reif genug, um sie öffentlich die Originale betrachten zu lassen. Das Risiko, dass eines davon mit einem Graffito verschönert ist, oder sonst irgendwie beschädigt wird, liegt auf der Hand ...
Ich werde Ihnen auf dieser Seite einige dieser Skulpturen zeigen, während ich Ihnen ein wenig Geschichte erzähle. Denn gerade der Platz der Signoria ist eng mit der Geschichte der Florentiner verknüpft.
Ein nicht ganz unbekannter Mann schrieb schon im 16. Jhd. die "Istorie fiorentine" im Auftrag der Medici, nämlich Niccolò Machiavelli. Aber die antike Geschichte der Stadt ist nicht sehr bedeutend. Vermutlich von den Römern gegründet, wurde sie 405 von den Ostgoten vergeblich belagert. 542 geschah eine neue Belagerung, die zwar ebenfalls zurückgeschlagen wurde, aber später wurde Florenz von den Germanenstämmen besetzt. Im achten Jahrhundert war Florenz die Hauptstadt eines Herzogtums der Langobarden.
Im beginnenden Mittelalter profitierte die Stadt von ihrer Lage, da sie am Verbindungsweg von Rom zum römisch-deutschen Kaisertum lag.
Der Neptunbrunnen von Ammannati aus dem Jahr 1575.
Im Hintergrund der Palazzo Vecchio.
Im elften Jahrhundert war Matilda von Tuszien (Toskana) Markgräfin auf der Burg Canossa, wo bekanntlich der Canossagang von Heinrich IV sein Ziel hatte, um dort vom Papst vom Kirchenbann befreit zu werden. Im folgenden Investiturstreit zwischen Papst und Kaiser stand Matilda auf päpstlicher Seite und soll selbst Armeen angeführt haben. Florenz erweiterte in dieser Zeit auch sein Einflussgebiet durch Offensivkriege (1107 Prato und 1125 Fiesolo).
Inzwischen kamen in der Stadt die ersten Gilden auf, die nach dem Tod von Matilda (1115) zusammen mit den Ratsleuten immer mehr politischen Einfluss gewannen. Der Florin (die Goldmünze) wurde hier zuerst geprägt und sollte einen Siegeszug durch Europa antreten. Der Gulden (natürlich von Gold abgeleitet) wurde als niederländische Währung immer noch mit der Abkürzung Fl. bezeichnet, bis der Euro ihn ablöste. Auch der ungarische Forint hat seinen Namensursprung in dieser Münze.
Eine Kopie von Michelangelos David.
(ca. 1501 - 1504)
Das 13. Jhd. stand unter dem Zeichen des Krieges zwischen papsttreuen Guelfen und den Ghibellinen, die Anhänger des Kaisertums waren. Der Zwist wogte hin und her, sodass die beiden Parteien abwechselnd das Sagen hatten. Die Zünfte nützten den politischen Streit der großen Familien aus und vergrößerten ihre Macht. Der Rat der "guten Männer" (buoni uomini) musste 1282 der Signoria weichen, der zunächst drei und dann sechs Vorstände der Zünfte angehörten. Die Republik war zu einer Herrschaft der Kaufmänner geworden.
Man hatte inzwischen auch die Städte Siena und Pisa unterworfen und hatte damit das Territorium weiter vergrößert. Florenz war nun die einzige Großmacht in der Toskana, auch wenn der Widerstand immer wieder aufflackerte. Um das Jahr 1300 zählte Florenz gute 100.000 Einwohner, hundert Jahre später aber nur mehr gut die Hälfte, nachdem 1348 die Pest hohen Zoll gefordert hatte. Durch diesen Bevölkerungsrückgang gab es plötzlich viel mehr Platz innerhalb der Stadtmauern und man konnte es sich leisten, qualitativ besser und schöner zu bauen.
Herkules unterwirft Kakus -
von Bandinelli aus dem Jahr 1534.
Damit wurde nicht zuletzt ein Grundstein für die Renaissance gelegt.
Obwohl die Stadt geraume Zeit lang objektiv gesehen eine Republik war, waren die internen Streitereien doch fortwährend im Mittelpunkt des Geschehens. Familien gegeneinander, Großkaufleute gegen Handwerker, Papsttreue gegen Befürworter des Kaisertums, und so weiter. Die Partei, die gerade an der Macht war, scheute sich nicht, brutal durchzugreifen und eher eine Terrorherrschaft auszuüben, statt einem wenigstens demokratieähnlichen Regime. Die Zusammensetzung der Signoria und die Verfassung wurden jedoch immer den Verhältnissen angepasst, sodass man formell auf die Form der Republik hinweisen konnte.
1406 wurde Pisa erneut unterworfen, damit Florenz endlich zu einem eigenen Seehafen kommen konnte. Außenpolitisch standen nun die Kriege gegen Mailand an, die in verschiedenen Etappen und mit wechselndem Erfolg geführt wurden. Trotz hoher Kriegskosten blieb Florenz eine wohlhabende Stadt.
Perseus mit dem Haupt der Medusa
von Cellini (1554)
Am Anfang des 15. Jhd. begannen die Medici ihren Aufstieg. Cosimo de Medici, genannt Cosimo der Alte, wurde zunächst aus der Stadt verbannt, kehrte aber im Jahr darauf zurück und legte als Anführer der Volkspartei den Grundstein zur Machtstellung der Familie.
Sein Enkel, Lorenzo, nahm den nächsten Schritt zum Despotismus - er hatte das Glück und allerdings auch den Mut, allen Anfeindungen entgegenzutreten und damit seine Macht zu verstärken. Gegen Ende seiner Lebenszeit kam die Ära von Girolamo Savonarola. Dieser Benediktinermönch predigte gegen die Korruption in Kirche und Staat und gab der Führung Lorenzos die Schuld an der Sittenlosigkeit der Zeiten - und er gewann Gehör beim Volk. Als Lorenzo 1492 starb, wurde sein Sohn Piero sein Nachfolger als "führende Person der Republik". Piero aber war zu schwach um zu regieren und so wurden die Medici 1494 wieder aus der Stadt vertrieben. Savonarola dagegen predigte weiter Pech und Schwefel, auch noch als er vom Papst exkommuniziert wurde und ein Predigtverbot bekam.

Sockel des Perseus -
ein außerordentliches Kunstwerk an sich

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Der Raub der Sabinierinnen von Giambologna (1583). Der Sockel zeigt Flachreliefs mit Stadtszenen, die diese römische Attacke auf die Frauen der Nachbarstadt darstellen.
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Der Höhepunkt seiner Taten waren wohl die "Feuer der Eitelkeit" im Februar 1497, respektive 1498, wo man hier auf der Piazza della Signoria Scheiterhaufen aus Büchern, Bildern, Spielkarten und ähnlichen, verderbnisbringenden Gegenständen errichtete, auf dem jedoch auch Schmuck und Kosmetika, sowie Musikmaterial und teure Kleidung verbrannt wurden. Aber schon im Mai 1498 hatten die Florentiner genug von ihm - sie zerrten ihn aus dem Kloster und verurteilten ihn. Er wurde auf diesem Platz gehängt und nachher auch hier verbrannt.
1512 kamen Giovanni und Giuliano de Medici in Begleitung einer spanischen Armee nach Florenz - und unter diesem Druck wurden die Medici wieder eingesetzt. Giuliano wurde "Regierungschef" und Giovanni im folgendem Jahr als Leo X auf den heiligen Stuhl gewählt. Giulio de Medici folgte ihm 1523 als Clemens VII.
Doch wieder schwang das Pendel zurück - 1527 wurden die Medici erneut aus der Stadt vertrieben und eine Verfassung, die stark an die von Savonarola erinnerte, wurde angenommen. Dennoch gelang es dem Papst mit Hilfe des Kaisers, Karl V von Habsburg, 1530 die Medici wieder in Position zu bringen.

Herkules und der Zentaur (1599)
ebenfalls von Giambologna
1532 wurde die Signoria abgeschafft und Herzog Alessandro de Medici auf Lebenszeit als Herrscher einberufen - der Titel wurde außerdem erblich gemacht. Damit hatte Florenz seine Freiheit als Republik verloren.
Aber gerade dadurch wurden den Streitigkeiten ein Ende gesetzt und - wie so oft unter guten Alleinherrschern - die Stadt konnte ihrer wahren Blütezeit entgegensehen. Unter Cosimo I wurde die Toskana (1569) ein Großherzogtum und Florenz dessen Hauptstadt. Cosimo war erst 17 Jahre alt, als man ihn zur Macht drängte. Aber er war voll Handlungskraft, sodass ihm seine Jugend zu keinem Nachteil gereichte. Nach kurzer Zeit beschloss er, den Palast der Medici als Wohnstätte zu übergeben - er zog statt dessen in den Palazzo Vecchio. Das war zwar ein unerhörter Schritt, weil dieser doch immer der Stadtverwaltung reserviert gewesen war. Aber gerade damit zeigte Cosimo, wer ab jetzt das Sagen hatte. Er schreckte auch nicht davor zurück, Feinde rücksichtslos zu eliminieren. So wurden im Jahr 1537 hier auf der Piazza vier Tage lang des Morgens Gefangene hingerichtet, die sich an dem Strozzi-Aufstand beteiligt hatten.

Menelaos mit dem Körper des Patroklos,
(römische Kopie nach griechischem Original)
Andererseits war es Cosimo, der begann, hier auf dem Platz Skulpturen aufzustellen, wie er auch sonst die Stadt verschönerte, nicht zuletzt den Palazzo Vecchio zusammen mit Vasari als Baumeister.
Die Medici herrschten bis 1737, dann fiel das Großherzogtum an die Habsburger. Franz Stephan von Lothringen, der Gemahl Maria Theresias, wurde der erste Herrscher der neuen Dynastie. Abgesehen von sechs Jahren Unterbrechung während der Napoleonzeit, blieben die Habsburger in der Toskana bis 1859 in führender Position. Dann aber wurde Großherzog Leopold II in einem unblutigen Aufstand ausgewiesen. Ein paar Jahre später war Florenz kurzzeitig sogar Hauptstadt im jungen Italien.


Copyright Bernhard Kauntz, Wolvertem 2009


Der Raub der Polyxena
von Fedi (1866)


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