Die Kathedrale von Ljubljana


Die Kathedrale von Ljubljana steht mitten in der Altstadt, in allen Richtungen von Häusern umgeben, sodass es sehr schwierig ist, ein gutes Foto zu schießen. Andererseits, als ihre Vorgängerin im 13. Jahrhundert an dieser Stelle erbaut wurde, konnte niemand vom Fotografieren auch nur träumen ...
Diese Vorgängerkirche wurde 1262 als romanische Basilika beschrieben, mit einem Hauptschiff und zwei Nebenschiffen, von Fischern erbaut, ihrem Heiligen - St. Nikolaus - zu Ehren. Im folgenden Jahrhundert wurde Ljubljana ein Bischofssitz und die Kirche wurde vergrößert.
Noch eine Erweiterung geschah im 15. Jahrhundert. Danach hatte diese alte Kirche nicht weniger als zehn Altäre und eine sogenannte "obere" Kirche, die aus einer Galerie bestand, die mit dem danebenliegenden Bischofspalast verbunden war. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts war der Dekan Janez Anton Dolničar die treibende Kraft hinter dem Plan, eine neue Kirche zu bauen. Es war nicht wirklich die beste Zeit dafür, denn in Ljubljana wurden damals gerade viele andere Kirchen vergrößert oder renoviert. Das führte mit sich, dass es zu wenig Baumaterial gab und dass die Löhne der Maurer und Steinmetze in die Höhe geschnellt waren. Außerdem war es schwierig, einen Architekten zu finden. Aber schließlich wurden die Baupläne für die neue Kirche vom römischen Architekten Andrea Pozzo erstellt. Sie wurden von Francesco Bombasi und Pietro Ianni ausgeführt, aber erst nachdem Carlo Martinuzzi alle Gräber und Gedenktafeln gesichert hatte.
1701 wurde die alte Kirche abgerissen und mit dem Bau der neuen begonnen. Eine Kirche mit einer Kuppel über dem Kreuzpunkt von Haupt- und Querschiff war für Ljubljana ein ganz neues Konzept. Aber das Geld reichte nicht aus, um die Kuppel zu bauen, deshalb wurde ein hölzernes Baugerippe mittels Eisenstangen mit dem Dachstuhl verbunden.
Es würde bis 1841 dauern, bevor die heutige Kuppel an ihren Platz kam.
1705 wurden die beiden Türme errichtet und am 8. Mai 1707 wurde die Kirche eingeweiht.
Dolničar war von den illusionistischen Fresken des Andrea Pozzo stark beeindruckt, die dieser in der Jesuitenkirche in Wien erschaffen hatte. Er wollte, dass der Architekt und Maler auch hier das Innere der Kirche bemalen solle. Aber Pozzo war für etliche Jahre durch Kontrakte an Wien gebunden. An zweiter Stelle kam ein anderer italienischer Maler, Giulio Quaglio von Laino bei Como. Dolničar hatte große Ansprüche gestellt: Die Figuren sollten plastisch dargestellt werden, sodass es aussah, als ob sie atmeten. Ein interessierter Betrachter sollte die Details erst mit der Zeit entdecken, auf keinen Fall alles schon beim ersten Anblick sehen. Außerdem sollten die Fresken farbenfroh, fantasievoll und ideenreich sein.
Quaglio konnte seinen Auftraggeber zufriedenstellen.
Wir hatten das Glück, die Kirche zu besichtigen, kurz bevor die Mönche des nahen Klosters eine Gesangsvorstellung gaben - daher wurde der Chorraum erleuchtet, was einen imponierenden Unterschied für beinahe die ganze Kirche zur Folge hatte.
Das Altarbild wurde von Matej Langus gemalt, der auch die neue Kuppel ausmalte, als sie endlich errichtet wurde. Das Bild ist von den Statuen der Apostel Petrus und Paulus umgeben. Der heutige Altar wurde 1774 von unbekannten Meistern aus Graz und Ljubljana erbaut. Das Chorgestühl steht in einem Halbkreis und hat Platz für den Bischof und zwölf Kanoniker. Die Rückseiten der Sitze haben vergoldete Holzreliefs, die die Martern der Apostel wiedergeben. Der Stuhl des Bischofs zeigt Christus.
An den Seitenwänden des Chorraums gibt es Fresken von Quaglio, die die Wunder des St. Nikolaus beschreiben. Quaglio malte sich selbst in einem der Bilder - unter den Leuten, an die der Heilige Brot verteilte.
"Ich habe vom heiligen Nikolaus genug Brot bekommen", meinte er.
In den kurzen Enden, die von der Rotunde unter der Kuppel wegführen (man kann es kaum Querschiff nennen) stehen zwei Altäre.
Der auf dem Bild links wird Corpus-Christi-Altar genannt. Der auffallendste Gegenstand hier ist der silberne Tabernakel, der teilweise vergoldet ist. Das Altarbild stammt ebenfalls von Matej Langus. Es zeigt die Anbetung der Heiligen Drei Könige. Die Fresken am Plafond weisen auf die Verbindung zum Habsburgerreich, denn sie zeigen die bekannten Legenden zweier Kaiser, Rudolphs beziehungsweise Maximilians.
Das zweite Ende is der Madonna von Brezje gewidmet. Das Bild über dem Altar ist von Quaglio und zeigt Christus im Fegefeuer. Darunter befindet sich ein Gemälde der "Madonna mit Kind" von Riko Debenjak (im Stil der Madonna von Brezje). Der hervorragende Holzrahmen ist äußerst eindrucksvoll; es ist ein Werk eines Holzschnitzers aus Kamnik.
Alle drei Altäre haben denselben Aufbau, mit einem abgerundeten Oberteil des Gemäldes und je zwei Statuen seitlich davon.
In der Rotunde stehen die Statuen von vier der sehr frühen Bischöfen in Ljubljana. Sie wurden von einem anderen Pozzo, Angelo, im Jahr 1713 geformt. Bischof Franz Karl von Kaunitz hatte sie bestellt.
Gerade gegenüber des Seiteneingangs führen ein paar Stufen hinauf in die Heiligenkreuz-Kapelle. Das erweckt einen eher ungewöhnlichen Eindruck, ist aber nichtsdestoweniger effektvoll. Es ist ein altes, gotisches Kreuz, das von Jože Plečnik restauriert wurde, wie auch der Rest der Kapelle. Die Christusfigur ist eine der wichtigsten Skulpturen des Mittelalters, die in Slowenien erhalten sind.
Links vom Eingang zur Kapelle ist die Kanzel. Der Schalldeckel darüber ist gleichzeitig der Boden eines kleinen Balkons, der den Zutritt zu einer winzigen Orgel freigibt. Diese ganze Kombination wurde 1710 von Janez Pergman erschaffen. Es ist ein einzigartiges Meisterwerk.
Die Kirche hat natürlich auch eine große Orgel, die, wie meistens, an der Hinterseite der Kirche aufgestellt ist. Sie wurde 1912 von J. Milavec gebaut und installiert.
Außer der Heiligenkreuz-Kapelle gibt es, ähnlich der Jesuitenkirche in Wien, noch sechs Seitenkapellen. Sie sind der Dreifaltigkeit, den Heiligen Andreas und Georg, dem Erlöser, sowie St. Barbara und Maria Magdalena gewidmet.
Letztere kann auf dem Bild links gesehen werden. Die Kapellen sind zu beiden Seiten des Hauptschiffs zu sehen, links vom Seiteneingang.
Auch hier haben die Altäre eine Statue an jeder Seite. Im Fall der Maria Magdalena steht der Heilige Martin links davon und der St. Augustin rechts (auf dem Bild verdeckt). Außerdem sind die Wände und der Plafond jeder Kapelle mit Fresken bemalt, die Szenen aus dem Leben des jeweiligen Heiligen zeigen.
In der Kapelle des Erlösers werden auf den Fresken natürlich Szenen aus dem Leben Christi gezeigt, wie zum Beispiel das Treffen mit der Samariterin beim Brunnen, den zum Leben erweckten Lazarus, Christus am Ölberg und in der Wüste, wo er Versuchungen ausgesetzt wird - und schließlich wird an der Decke seine Himmelfahrt gezeigt. Unter dieser Kapelle gibt es auch Gräber mit den Überresten dreier relativ kurzzeitig verstorbenen Bischöfe aus Ljubljana, deren Letzter erst 1980 dort begraben wurde.
Bevor wir die Kirche verlassen, heben wir unseren Blick zur Deckenmalerei im Hauptschiff. Diese zeigt die Verklärung des St. Nikolaus in der Mitte. Diese Szene ist von Bildern umgeben, die die Christenverfolgung unter den Kaisern Nero und Diokletian symbolisieren.
1859 wurde eine völlige Renovierung des inneren Kirchenraumes durchgeführt und noch eine, als das Zweihundertjahresfest anstand. 1948, nach dem Krieg, folgten weitere Reparaturen, sowie die Erneuerung der Fenster und 1961 wurden die Außenmauern neu gestrichen. Um 1970 wurde der Altar geändert und ein paar Meter näher zur Kirchengemeinde verlegt.
Die Kirchengestaltung und die innere Ausschmückung sind das deutlichste Beispiel eines slowenischen barocken Gebäudes.


Copyright Bernhard Kauntz, Wolvertem 2013



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