Blaues Blut in Hülle und Fülle


Man hatte in Gmunden zwar keinen österreichischen Kaiser vorzuweisen, wie in Ischl, aber man brauchte sich wirklich nicht zu verstecken, wenn es galt, adelige Prominenz zu beherbergen. Die zweite Hälfte des 19. Jhd., als die Sommerfrischler das Salzkammergut entdeckten, brachte einen unerhörten Zustrom an Herzögen, Prinzen und sogar Königen nach Gmunden. Man mietete meist eine Villa über den Sommer; wenn man aber vorhatte, öfter zu kommen, ging man selbst unter die Bauherren und errichtete sich ein standesgemäßes Domizil. Nicht umsonst nannte man Gmunden "das Fürstenheim am Traunsee".

Den Anfang machte wohl die Familie des Großherzogs Leopold II von Toskana, als sie im Jahr 1859 aus dem nunmehr vereinten Italien ins Exil ziehen musste.
Leopold ließ sich zwar am Bodensee nieder, aber zwei seiner Söhne wurden Grundbesitzer in Gmunden. Karl Salvator erbaute die Villa Buchberg und Johann Salvator erwarb das Schloss Ort.

Ein anderer Exilant war der König von Hannover, Georg V, der mit dem englischen Königshaus verwandt war. Sein Sohn Ernst August, Herzog von Cumberland, erbaute Schloss Cumberland in englischem Stil auf einem Hügel im nördlichen Teil von Gmunden. Die sechs Kinder aus seiner Ehe mit einer dänischen Prinzessin besuchten die Schule in Gmunden. Natürlich bekam das Herzogspaar oft Besuch aus diesen Ländern, was noch mehr Adel in die Stadt brachte.

Es gäbe noch viele illustre Persönlichkeiten anzuführen, so zum Beispiel den russischen Zaren mit Gemahlin oder den deutschen Kaiser - die jedoch alle ebenfalls nur auf Besuch kamen.

Eine Familie sei jedoch noch erwähnt - aus einem ganz bestimmten Grund, nämlich den Schwänen Gmundens. Erzherzog Carl Ferdinand, der Sohn des Bezwingers von Napoleon bei Aspern, erbaute für seine Familie eine Villa, die er nach seiner Frau "Villa Elisabeth" nannte. Erzherzogin Elisabeth war in Gmunden sehr beliebt, daher erwies man ihr im Jahr 1865 die Ehre, die Erste zu sein, die die wiedereröffnete Straßenstrecke Gmunden - Traunkirchen befahren durfte. Einige Jahre später revanchierte sich die hohe Frau dadurch, dass sie zwei Schwanenpaare nach Gmunden "importierte", die in direkter Linie die Vorfahren der heutigen Schwäne sein sollen. Kein Wunder, dass sogar die Schwäne in Gmunden fürstlichen Ursprung haben.

Die vielen, damals entstandenen Gebäude erfüllen heute noch ihren Zweck, weil sie jetzt als Altersheim, Spital oder einfach als Wohnhäuser dienen.



© Bernhard Kauntz, Västerås 2003

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last update: 17.12.2003 by webmaster@werbeka.com