Gmunden - die Keramikstadt


Der Bahnhof in Gmunden liegt relativ weit vom Zentrum entfernt und außerdem noch auf dem Berg. Natürlich könnte man ein Taxi nehmen, aber das ist nicht nötig, fährt doch "der steilste Stolz" der Stadt, die Straßenbahnlinie G, vom Bahnhof hinunter ins Zentrum. Tatsächlich ist es nahezu ein Wunder, dass eine Straßenbahn diese Steigungen schafft, die bis zu 10 Prozent steil sind und wo eine Zahnradbahn eher zu erwarten wäre. Auf jeden Fall ist es aber eine bequeme Verbindung für den Reisenden.Im Zentrum ist die Endstation am Franz Josephs-Platz. Vom angrenzenden Park aus hat man eine schöne Aussicht über den See und über die Stadtteile Traundorf und Weyer, die sich auf der gegenüberliegenden Seite befinden.
Natürlich steht hier im Park eine Büste des Kaisers, für die er außerdem selbst Modell gesessen haben soll. Die Büste stammt von Heinrich Natter, der auch für den Springbrunnen verantwortlich ist, der rund um einen Gnom mit einem großen Stück Bergkristall auf der Schulter hochspritzt.

Gleich gegenüber vom Park liegt die älteste Konditorei Gmundens, die Confiserie Grellinger. Dort bekommt man in gepflegtem Milieu nicht nur guten Kaffee, sondern man wird auch freundlich bedient und nicht zuletzt von Obstkörbchen mit Marzipanfrüchten verführt.

Die Kaffeepause gibt genügend Zeit, ein wenig Stadtgeschichte zu rekapitulieren. Der Name Gmunden leitet sich von Mündung (Gemünde) ab und bezieht sich natürlich auf den Abfluss der Traun aus dem Traunsee. Urkundlich erwähnt wurde man bereits im Jahr 909 und seit 1278 ist man Stadt. Das Salzamt hatte einen Sitz hier seit 1335 und war damit Kontrollorgan über den gesamten Salzabbau der Region. Gmunden war ein natürlicher Umschlagplatz für das Salz - hier wurde es auf Schiffe geladen, die ihre Fracht bis ans Schwarze Meer brachten. Die Gmundner Salzschiffe haben sogar Teil an einem großen, außenpolitischen Ereignis. Es wird erzählt, dass Prinz Eugen die Schiffe verwendete, um bei Belgrad eine Brücke über die Donau zu schlagen und dadurch die Stadt von den Türken befreien konnte.

Außenpolitik wurde in Gmunden aber auch schon früher betrieben. Kaiser Maximilian I schloss hier 1493 seinen Ehevertrag mit der Mailänderin Bianca Maria Sforza, was dazu führte, dass Mailand österreichischer Besitz wurde. 1514 wurde dann das Gmundner Bündnis mit dem russischen Zaren geschlossen, was zwölf Jahre später, nach der Schlacht bei Mohac, dazu führte, dass Ungarn zu Österreich kam.

Auch wirtschaftlich gesehen hielt sich Gmunden im Vordergrund. So wurde hier 1836 die erste Bahnlinie Europas eröffnet, obwohl es "nur" eine Pferdeeisenbahn war, die bis Linz führte. Kein Wunder, dass das Selbstbewusstsein hohe Wellen schlug, was sich zum Beispiel darin äußerte, dass man in Gmunden eigene Längenmaße hatte. Heute noch kann die "Gmundner Elle" beziehungsweise der "Gmundner Klafter" am Haus in der Kirchengasse 2 in Form von zwei Eisenmaßstäben begutachtet werden.

Gmunden ist aber auch für seine Keramik berühmt. Schon 1492 gab es einen Hafner in der Stadt, seit 1570 ist das "Wahrzeichen" der Gmundner Keramik, das grüngeflammte Geschirr bekannt. Am Rinnholzplatz befindet sich der Salzträgerbrunnen, es ist dies der einzige Keramikbrunnen Österreichs. Die Stadt besitzt seit 1958 auch ein Keramikglockenspiel (ebenfalls einmalig in Österreich). Es wurde zwar in Meissen angefertigt, doch die Glocken sind wenigstens grün verziert.

Aber es ist Zeit, wieder aufzubrechen. Auf meinem Weg zur Pension auf der anderen Seite des Sees komme ich zuerst "Am Graben" vorbei, wo die Touristeninformation liegt, dann kommt rechter Hand der Stadtplatz, wo das ebenfalls in Grün gehaltene Rathaus steht, dessen hübsche Stuckdekoration von 1756 stammt.

 

Durch das Trauntor gelange ich dann auf die Traunbrücke, die die beiden Teile der Stadt verbindet und die bis ins 20. Jhd. hinein noch eine Holzbrücke war.



© Bernhard Kauntz, Västerås 2003

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last update: 13.10.2003 by webmaster@werbeka.com