Schloss Laxenburg


Es ist schwierig, eine Übersicht über die Residenz Laxenburg zu geben, denn außer dem großen Park und dem See gibt es ein Dorf und drei Schlösser, die erwähnt werden müssen. Aber beginnen wir am Anfang, mit dem Alten Schloss, auch wenn es nicht das Erste ist, das man in Laxenburg zu sehen bekommt ...

Das Alte Schloss liegt ein Stück weiter drinnen im Park und diente den Herren von Lachsendorf als Befestigung, bis die Habsburger am Anfang des 14. Jhd. hier die Herrschaft übernahmen.

Herzog Albrecht II ließ in einem Turm des Alten Schlosses eine gotische Kapelle einbauen, die 1332 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde. Albrecht III erhob Laxenburg (wie es nunmehr hieß) 1388 zum Markt und ließ auch das Alte Schloss ausbauen. Das Schloss, 15 km südlich vom Zentrum Wiens, benützten die Habsburger fortan hauptsächlich als Ausgangspunkt bei Jagd- und Fischfangausflügen.
Jedoch wurde hier auch Geschichte geschrieben. Kaiser Karl VI verfasste hier 1713 die Pragmatische Sanktion, die seiner Tochter nicht nur die Regierung Österreichs ermöglichte, sondern die auch festschlug, dass die österreichischen Länder von Tirol bis Böhmen und Ungarn eine unteilbare und untrennbare Einheit bildeten.
Elf Jahre später unterzeichnete er den Friedens- und Allianzvertrag mit Spaniens König Phillipp V. Darin verzichtete er auch offiziell auf alle Ansprüche auf die spanische Krone, während Phillipp  der Pragmatischen Sanktion zustimmte.

Heute besteht das Schloss nur mehr als alter Kern, weil das meiste in dieser Gegend 1683 den Türken zum Opfer fiel, als sie Wien belagerten und die Gegend verwüsteten. Der Wiederaufbau und spätere Zubauten geschahen aber um den erhalten gebliebenen Rest. Eine Tafel im Schloss besagt, dass sich hier in den Jahren 1925 - 1938 eine Schule für Rhythmus, Musik und Körperbildung befunden hat, die von Studenten und Pädagogen aus der ganzen Welt besucht wurde. Heute gibt es Wohnungen in dem Haus, wo man im Stiegenhaus aber noch immer Kreuzgewölbe und das eine oder andere alte Möbelstück bewundern kann.

Das nächste Schloss hat Ahnen aus dem 15. Jhd. Damals schon ein Freihof, gelangte es Anfang des 17. Jhd. in den Besitz von Sebastian von Bloenstein, der dem Gebäude den heutigen Namen gegeben hat, nämlich "Blauer Hof". Hundert Jahre später wurde der Hof auf Betreiben von Friedrich Carl von Schönborn durch Lukas von Hildebrandt zu einem Barockschloss umgebaut. In der Mitte des 18. Jhd. kam der Hof dann in kaiserliche Hände, was einen neuen Umbau und eine Erweiterung zur Folge hatte. Baumeister war nun Hofarchitekt Niccolo Pacassi. Maria Theresia wohnte oft und gern in Laxenburg.
Aber nicht nur sie bevorzugte die ländliche Ruhe - auch ihr Sohn Joseph II hatte hier die Möglichkeit vom Hofzeremoniell abzuweichen und es zu liberalisieren. Und nicht zuletzt Kaiser Franz Joseph und seine Elisabeth pflegten hierher zu kommen - zwei ihrer drei Kinder wurden hier geboren. Heute freilich sind im Blauen Hof wissenschaftliche Institute angesiedelt, von denen das Internationale Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) vielleicht das wichtigste ist. Lang nicht mehr so romantisch, sondern eher ökonomisch - aber irgendwie müssen die Gebäude ja erhalten werden.

Das Bezaubernde an Laxenburg ist, dass man nicht nur das Schloss restauriert hat, sondern dass die gesamte Umgebung aussieht, als wäre sie vor 200 Jahren gerade neu erbaut worden. Sicherlich hat sich Einiges verändert. Die Adeligen hatten damals versucht, sich in der Nähe der Kaiserresidenz ein Palais zu bauen, um nicht aus dem Blickfeld zu verschwinden.
Seit 1913 ist aber das Palais Schwarzenberg zusammen mit dem Palais Kaunitz und dem Wirtshaus "Zum Stern" ein Kloster der Barmherzigen Schwestern.

Die Kirche sieht aus wie hingemalt. Leider ist sie abgesperrt. Nach der Türkenbelagerung, während der die alte Kirche natürlich zerstört wurde, beschloss man den Bau einer neuen am selben Platz.

1693 legte Kaiser Leopold I den Grundstein - die Kirche wurde aber erst 1739 fertig. Zum Teil ist wohl der Sturm daran schuld, der 1724 den Turm zerstörte, sodass man den Turmbau wieder beginnen musste und zugleich eine neue Fassade anbrachte. Man glaubt, dass Mathias Steinl der Baumeister für letztere Arbeiten war, während Carlo Antonio Carlone für die älteren Teile verantwortlich war.

Auch andere Häuser haben eine Metamorphose durchgemacht. So befindet sich die heutige Apotheke in dem Gebäude der von Maria Theresia eingeführten Normalschule, das noch bis 1971 als Volksschule diente. Die Umgestaltung von Schloss und Markt durch Maria Theresia wird auch bildlich am Rathaus dokumentiert, wie auch die Verleihung des Marktrechts durch Herzog Albrecht III.

Außerdem ist am Rathaus eine Tafel angebracht, die besagt, dass die Bundesländer Wien und Niederösterreich 1962 gemeinsam beschlossen haben, Schloss und Park zu restaurieren und zu erhalten. Das heutige Rathaus war früher ein Bauernhaus, das im Jahr 1900 aufgestockt und später noch erweitert wurde. Das alte Rathaus in dunkelgelber Farbe liegt gleich daneben.

Ein wenig weiter weg vom Schlossplatz liegt noch das Grünne-Haus oder Palais Dietrichstein, das Maria Theresia für ihre Tochter Marie Christine und deren Gatten Albert von Sachsen-Teschen erwarb. (Nach diesem Albert ist übrigens die Albertina in Wien benannt.)
Schließlich ist auch noch der Kaiserbahnhof zu erwähnen, in dem sich heute ein Restaurant befindet. Laxenburg war nämlich bis 1935 durch eine Stichbahn mit Mödling und der Südbahn verbunden.

Der Park ist wieder ein Kapitel für sich. Er wurde von Franz Stephan von Lothringen als französicher Garten mit sternförmigen Alleen (als Überraschung für Gattin Maria Theresia) angelegt - aber dann von Sohn Joseph II und nicht zuletzt Franz I von Österreich in einen englischen Garten umgewandelt, in dem die Natur wieder freien Spielraum erhielt.

Um den Park und die Franzensburg zu verstehen, müssen wir ein wenig in die Geschichte eintauchen. Die bürgerlichen und sozialliberalen Ideen Josephs II (1780 - 1790) zeigen einerseits, wie fortschrittlich und seiner Zeit voraus dieser Mann wirklich war, wenn man an die französische Revolution von 1789 denkt. Hier kamen die Reformen von oben und nicht von unten, wie in Frankreich.

Als zwei Jahre später Franz II römisch-deutscher Kaiser wurde, hatte er die Schrecken der französischen Revolution schon vor Augen - kein Wunder, dass er konservativ reagierte. Zudem waren die Neuerungen von Joseph II nicht unbedingt auf guten Boden gefallen, weil das Volk noch nicht reif genug war. "Zurück zum Absolutismus" war daher die Parole von Franz. Und den Absolutismus fand er in früheren Jahrhunderten - im Mittelalter. Daher auch die Gestaltung des Parks und der Franzensburg in dieser Form.

Auch das Standbild im Park zeigt seine starke Stellung - er hoch oben und rings um ihn nichts. Er war nicht unbedingt ein schlechter Herrscher (Joseph Haydns Kaiserhymne - heute Musik zur deutschen Nationalhymne - enthält ja die Worte "Gott erhalte, Gott beschütze unsern guten Kaiser Franz"), aber die Angst eines Aufstandes prägte ihn sein Leben lang.

Wenn wir schon bei Franz II sind, dann gleich ein paar Worte darüber, wie er zu Franz I wurde. Österreich war bis 1804 ein Erzherzogtum - die Habsburger aber waren seit Jahrhunderten (fast) ohne Abbruch gewählte Kaiser des "Heiligen römischen Reiches deutscher Nation", das mit Karl dem Großen im Jahr 800 seinen Anfang nahm. Als römisch-deutscher Kaiser war Maria Theresias Gemahl, Franz Stephan, Franz I - daher musste der nächste Kaiser mit diesem Namen der Zweite werden. Als aber Napoleon sich 1804 zum Kaiser Frankreichs machte, konterte Franz und erhob sich zum Kaiser von Österreich. Aber unter dieser (nunmehr erblichen) österreichischen Kaiserkrone war er natürlich der erste Franz. Die römisch-deutsche Kaiserkrone legte er übrigens 1806 ab, ohne dass ein Nachfolger gewählt wurde.

Zurück zum Park. Dass Franz sich vom streng gepflegten, französischen Park abwandte, hat vermutlich viele Gründe. Erstens erklärte Frankreich Österreich Krieg im selben Jahr, als er Kaiser wurde. Zweitens war er Botaniker und Pflanzen studieren kann man in einem Naturpark besser. Drittens war er vermutlich Romantiker (siehe seinen Hang zur Ritterzeit).
Daher findet man im Park sowohl eine Rittergruft wie eine Rittersäule, ja sogar einen Turnierplatz... Auch die Gotische Brücke trägt einen Ritterharnisch als Verzierung und nicht weit davon befindet sich eine "Grotte". Das sind zwar nur aufeinander geschichtete Steine, zeigt aber gerade deshalb noch mehr auf ein romantisches Wesen. Die Habsburg, die darüber thronen sollte, wurde nie ausgeführt.

Dagegen kam eine andere Burg zur Ausführung, nämlich die Franzensburg. Sie wurde nie bewohnt, sondern war von Anfang an als Museum gedacht. Sie wurde Anfang des 19. Jhd. gebaut und ähnelt mit ihren verschiedenartigen Türmen eher einer großen Spielzeugritterburg. Aber gerade das war sie ja ... Im Inneren jedoch sammelte Kaiser Franz kaum Spielzeug, sondern eher Schätze aus dem ganzen Land. Er holte sich, was ihm gefiel aus anderen Schlössern und Klostern - denn wenn Franz auf etwas zeigte, war es dem Schlossherrn oder dem Abt natürlich eine Ehre, es dem Kaiser zu schenken.
Wie oft das mit verhaltenem Zähneknirschen geschah, lässt sich denken. Es passt aber zu Franzens romantischer Ader, dass er in dieser Burg auch eine Glorifikation des Hauses Habsburg vornahm. Abgesehen von diversen Waffen und Wappen, wovon einige wirkliche Raritäten dabei sind, gibt es hier im Habsburgersaal 17 Statuen österreichischer Herrscher des Hauses Habsburg, von Rudolf I bis zu Maria Theresia. Onkel Joseph II, der hier fehlt, steht als Reiterstandbild im Saal nebenan. Es gibt aber auch Porträts und Reliefs von Familienmitgliedern im ganzen Schloss.
Nicht zuletzt ist Franz selbst hier und dort abgebildet, wie zum Beispiel auf diesem Glasfenster, wo er von seinen beiden Söhnen flankiert wird.
Aber es sind nicht nur die familienbezogenen Dinge, die die Burg so außergewöhnlich machen. Der Kaiser sammelte, wie schon erwähnt, Dinge aus ganz Österreich für sein Hobbyschloss. Und es sind wirklich exquisite Stücke, die es da zu bewundern gibt. Zum Beispiel Architekturteile der Capella speciosa von 1222, aus dem Stift Klosterneuburg. Die vielen Kassettendecken sind aus dem 16. und 17. Jhd. - aus Schloss Greilenstein, Rathaus Salzburg, Stift Zwettl und vielen anderen. Es gibt historische Gemälde mit wichtigen Geschehnissen aus Habsburgs Geschichte, diverses Mobiliar, das nicht gerade bei IKEA eingekauft wurde, bezaubernde Glasfenster und andere "Kleinigkeiten". Viele davon stammen aus dem 14. und 15. Jhd. Es ist wirklich prächtig, was es hier zu sehen gibt.
Vielleicht sogar zu prächtig, um es durch eine Führung von einer Stunde wirklich auch aufnehmen zu können. Trotzdem ist das "Spielzeugschloss" unbedingt einen Besuch wert.

Sie sollten sich für Laxenburg auf jeden Fall einen ganzen Tag Zeit nehmen, denn auch wenn sie auf dem 25 Hektar großen See nicht Bootfahren wollen, müssen Sie vielleicht auf dem Rückweg den parkeigenen Zug benützen, um nicht allzu spät nach Hause zu kommen.


© Bernhard Kauntz, Västerås, 2008



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