BJÖRNÖN

© Bernhard Kauntz, 1999


Björnön, im südöstlichen Teil von Västerås, ist ein Gebiet mit schöner Natur, Bädern, Campingplatz, Freizeithausvermietung und Mögllichkeiten zu sportlicher Betätigung. An einem warmen Sonntag im Juli beschließe ich, dem Beton der Stadt zu entfliehen und mir ein wenig Kühle zu verschaffen.
Schon bevor ich hinkomme, fallen mir auf dem Radweg neben dem Mälarsee zwei ungewöhnliche Dinge auf. Zunächst komme ich zu einer kleinen Bucht voller gelber Seepflanzen. Nun ist Botanik nie meine stärkste Seite gewesen, ich finde, sie sind zu klein, um Seerosen zu sein, aber irgendetwas in dieser Richtung muss es wohl sein. Von der Bucht aus sieht man über den See, bis zum westlichen Strand mit der Silhuette des Kraftwerks.
Ein paar Meter weiter werden meine zoologischen Kentnisse auf die Probe gestellt, als mir eine graue, kleine Eidechse über den Weg läuft.
Sie ist nicht größer als sieben, acht Zentimeter, den Schwanz, der so leicht abbrechen soll, eingerechnet. Aber es ist wirklich die erste Eidechse, die ich in dieser Stadt gesehen habe...
Die kleine Brücke, die das Festland mit der Insel Björnön verbindet, schafft keinen Gegenverkehr, deshalb kontrolliert eine Ampel die Auf- und Abfahrten. Als Radfahrer stellt sich mir dieses Hindernis nicht, der Radweg ist in beiden Richtungen befahrbar.
Ich fahre zuerst die leichte Steigung hinauf zum Björnögården, dem administrativen Zentrum. Hier kann man Freizeithäuser mieten, oder Kajaks, oder aber auch eine Zeit buchen für einen persönlichen Konditionstest. Und sollte man das Handtuch daheim vergessen haben, kann man sich auch solche ausleihen.
Interessant ist auch die Mini-Minigolfbahn, auf der man den Ball mit einer Billiardqueue spielt. Neue Erfahrungen sind immer spannend, deshalb mache ich eine geistige Notiz, dass ich das bei Gelegenheit einmal probieren muss.
Rundherum gibt es Terrainbahnen, die im Winter auch als Skiloipen benutzt werden. Sie sind zwischen 1250 Metern und 10 Kilometern lang und mit verschiedenen Farben markiert, wie mir ein Schild verrät.
Nach einem heißersehnten Getränk in der 30-gradigen Hitze, begebe ich mich zurück zur Brücke, um auf dem Radweg zu fahren, der dem Wasser entlang führt, statt mich auf der Straße mit den Autos zu drängen, die in einem ununterbrochenen Strom auf die Insel kommen.
Kaum bin ich auf den Pfad eingeschwenkt, denn viel mehr ist es nicht, befinde ich mich jedoch mitten im Schoß der Natur, umgeben von Wald. Hier ist es gleich viel kühler, aber es wundert mich, dass nicht mehr Leute hier sind. Auf der kilometerlangen Strecke zur Inselmitte überhole ich zwei Mädchen, die dort spazierengehen und später kommt mir ein Paar auf dem Rad entgegen. Das ist alles.
Ich komme auch am Slalomhang vorbei, der andeutet, dass hier auch im Winter etwas los ist, aber mir imponiert weder seine Länge noch die Fallhöhe. Da macht ja eher die Sprungschanze einen größeren Eindruck, die ich noch ein Stück weiter im Inselinneren finde. Und weil im Augenblick gerade keine Schnee liegt, haben einige Campingfreunde am Fuß des Hanges ihre Zelte aufgeschlagen.
Jetzt trifft mein Radpfad wieder auf die Landstraße und ich komme hinauf zum Parkplatz des Bades. Es ist ganz unfassbar, nach der Abgeschiedenheit im Wald plötzlich diese Menge der metallenen Monstren zu sehen. Und der Polizeihelikopter, der plötzlich über mir knatternd die Luft peitscht, trägt auch seinen Teil dazu bei, die neulich erlebte Harmonie zu zerstören.
Am Strand wird dem Sonnengott jede Menge Schweiß geopfert, im Austausch für eine etwas dunklere Färbung der Haut. Der lange Sandstrand mit dem seichten Wasser macht jedoch Björnön wahrscheinlich zum besten Familienbadeplatz der Stadt.
Nach eine Weile mache ich mich auf den Weg zur südlichen Spitze der Insel, wenn ich schon einmal da bin, aber auch hier sieht es ungefähr genauso aus, wie auf dem vorigen Badeplatz.
Am Rückweg jedoch stehe ich plötzlich Auge in Auge mit einem Reh, nur auf vielleicht zehn Metern Abstand. Es ist schwer zu sagen, wer von uns am meisten überrascht ist. Ich bekomme aber die Kamera nicht rechtzeitig hoch und Bambi in den Wald hinein zu verfolgen, erscheint mir ziemlich aussichtslos.
Aber mit dieser letzten Überraschung als Extrabonus fahre ich wieder nach Hause nach Bäckby und stelle fest, dass ich heute ganze fünfunddreißig Kilometer geradelt bin.


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