Das Naturhistorische Museum in Wien


Der Gründer der Sammlungen im Naturhistorischen Museum war Franz Stephan von Lothringen, der Gatte Maria Theresias, der die zu seiner Zeit berühmteste Sammlung von Johann Ritter von Baillou kaufte und sie dann mit Stücken aus der ganzen Welt erweiterte.
Heute bestehen die Sammlungen aus mehreren Millionen Artikeln. Es ist natürlich vollkommen unmöglich auf ein paar Seiten einen Gesamteindruck all dieser Schätze, die hier gezeigt werden, zu vermitteln. Deshalb werde ich nur eine grobe Übersicht über die Ausstellungen geben und nur einige wenige Objekte, die mich besonders beeindruckt haben, näher beschreiben.

In den fünf ersten Zimmern gibt es so ungefähr alles, wovon ein Mineraloge träumen kann. Der erste Saal zeigt besonders große Exemplare - ich kann mich an einen Block Steinsalz erinnern, der größer war als ich, oder an einen Rauchquarzkristall mit dem geringen Gewicht von 115 kg. Es ist wirklich großartig, diese Wunder zu betrachten, die die Natur erschaffen hat.

Die vier ersten Säle enthalten außerdem eine systematische Mineraliensammlung, in verschiedene Untergruppen eingeteilt. Das ist alles sehr eindrucksvoll, aber mir imponierte das vierte Zimmer am meisten, wo Metalle und Edelsteine gezeigt werden, die zu Schmuck verarbeitet werden können. Dort gibt es auch eines der wertvollsten Stücke des Museums, den Blumenstrauß aus Edelsteinen, den Maria Theresia ihrem Gatten verehrte. Dieser besteht aus 2102 Diamanten und 761 farbigen Edelsteinen. Seine Blätter sind aus reiner Seide und die Vase ist aus Bergkristall. Er wird hinter einer Glasscheibe, in die Seitenwand eingebaut, verwahrt. Lassen Sie sich diesen Anblick nicht entgehen, wenn Sie einmal dort sind.
Im nächsten Saal befindet sich die größte, permanente Ausstellung von Meteoriten, die es auf der Welt gibt, mit fast 1500 Exemplaren. Ein anderes, interessantes Ausstellungsobjekt ist das mechanische Planetarium, das im 18. Jhd. von Johann Georg Neßtfell gebaut wurde.

Die nächste Abteilung des Museums hat Paläontologie zum Thema, sowie die Vor- bzw. Frühgeschichte der Menschheit. Ein faszinierendes Erlebnis ist der Anblick des enormen Knochengerüstes von einem 25 m langen Dinosaurier, einem Diplodocus. Stellen Sie sich einen Augenblick lang diese Größe vor: sie entspricht einem normalen Schwimmbecken, das für Meisterschaften geeignet ist! Das Skelett war ein Geschenk von Andrew Carnegie an Kaiser Franz Joseph. Dort gibt es auch noch andere, Millionen Jahre alte Skelette, sowie Fossilien aus Fauna und Flora.

Im nächsten Raum gibt es zwei Funde, die ganz frühe, kulturelle Schöpfungen von Menschenhand darstellen. Die "Venus von Willendorf" ist eine 11 cm hohe Kalksteinstatue, die mehr als 20000 Jahre alt ist. Die Gedanken schweifen um Jahrtausende ab, wenn man an den Ursprung und den Gebrauch dieser kleinen Dame nachdenkt... Der neuliche Fund der Statue vom Galgenberg zeigt, dass die Anfänge der Kunst noch viel weiter in der Geschichte der Menschheit zurückliegen. Sie wird Fanny genannt, nach Fanny Elßler, einer Tänzerin des 19. Jhd. Diese Figur soll 32000 Jahre alt sein. Sie steht mit einem erhobenen Arm da und ist das älteste Abbild eines menschlichen Körpers, von dem wir heute wissen. Natürlich gibt es auch Funde, die zeitlich noch viel weiter zurückliegen, wie Handäxte und andere einfache Steinwerkzeuge, die hier gezeigt werden. Aber auch wenn die ältesten ganze 700000 Jahre alt sind, sind sie dennoch nicht unik für das Museum in Wien.
Die folgenden Räume führen uns durch das Bronze- und Eisenzeitalter, wovon einer natürlich speziell der Hallstattkultur in Österreich gewidmet ist, die in der früheren Hälfte des ersten vorchristlichen Jahrtausends florierte. Dort findet man alle möglichen verschiedenen Werkzeuge, Waffen, Schmuck und Behälter. Aber auch wenn mein eigenes Interesse am 6. Jhd. v. Chr. erwacht, bin ich jetzt schon von all diesen Eindrücken ein wenig ermüdet. Wie in den meisten großen Museen genügt ein Tag ja lange noch nicht, wenn man auf die Ausstellungen näher eingehen will. An die letzten zwei Säle dieser Abteilung, die die Entwicklung des Menschen behandeln, erinnere ich mich kaum mehr.

Nach einer Tasse Kaffee und einem Rundgang durch den Museumsshop, fühle ich mich dennoch gemüßigt, durch den zoologischen Teil des Museums, der den ganzen Oberstock umfasst, wenigstens durchzugehen. Auch hier gibt es einen systematischen Aufbau der Ausstellungsstücke; man beginnt mit Schwämmen und Mollusken, über Insekte (sehen Sie sich die Schmetteringsammlung an!), Fische, Amphibien, Reptile und Vögel bis zu den Säugetieren. Dort gibt es Exemplare von so gut wie jeder Tierart, die in Österreich lebt und ganz, ganz viele von der ganzen Welt. Man kann sogar einen Tasmanischen Wolf vorzeigen, der schon vor ein paar Jahrhunderten ausgestorben ist. Wenn man an Zoologie interessiert ist, kann man sicher hier allein ein paar Tage verbringen, und trotzdem wird die Zeit nicht reichen, um alle die ausgestellten Tiere betrachten zu können.

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15.8.2001 by webmaster@werbeka.com