GESCHICHTE UND GESCHICHTEN
AUS DEM 18. JAHRHUNDERT

Antoine Laurent de Lavoisier
und das "Blinzeln auf der Guillotine"

Lavoisier wurde am 26. August 1743 in Paris geboren und interessierte sich schon früh für die Naturwissenschaften. Durch seinen Vater gezwungen, studierte er jedoch zuerst Rechtswissenschaften auf der Eliteschule Collège Mazarin. Vom Abt Lacaille, der als Mathematiker und Astronom bekannt wurde, wurde Lavoisier jedoch in seinem naturwissenschaftlichen Interesse unterstützt. Dieser beschaffte sich ein kleines Labor und begann mit wissenschaftlichen Experimenten.
1766 erhielt er eine Goldmedaille, weil er die Pariser Stadtbeleuchtung verbessert hatte und zwei Jahre später, nur 25 Jahre alt, wurde er in die Französische Wissenschaftsakademie aufgenommen. 1771 heiratete er Marie-Anne Pierette Paulze, die damals erst 13 Jahre alt war. Sie sollte sich später als Marie Lavoisier einen eigenen Namen machen, nicht zuletzt durch die Zusammenarbeit mit ihrem Gatten. Marie war wohlbemittelt, was es den beiden möglich machte, ein großes Laboratorium einzurichten. Lavoisier konstruierte Apparate, mit denen man das Gewicht von Gasen besser messen konnte und erreichte schließlich eine Genauigkeit von 50 Milligramm.
Durch den Engländer Joseph Priestley wurde er angeregt, die beim Erhitzen entweichenden Gase zu messen. Umgekehrt fand er jedoch, dass gewisse Substanzen bei der Verbrennung an Gewicht gewinnen - damit hatte er die Oxidation festgestellt. Seine Frau, die das Laborbuch führte (und nach dem Tod des Gatten die "Memoires de Chemie" herausgab), notierte für ihn:
Vor ungefähr acht Tagen habe ich entdeckt, dass Schwefel bei der Verbrennung keineswegs Gewicht verliert, sondern im Gegenteil Gewicht gewinnt. Das gleiche tritt beim Phosphor auf: Die Gewichtszunahme stammt aus einer beträchtlichen Menge Luft, die während der Verbrennung fixiert wird und die sich mit den Dämpfen verbindet. Diese Entdeckung hat mich zu der Annahme geführt, dass das, was man bei der Verbrennung von Schwefel und Phosphor beobachtet, auch bei allen anderen Körpern auftreten könnte, deren Gewicht bei der Verbrennung zunimmt.
1783 hatte der Engländer Henry Cavendish Wasser, das man bisher als Element angesehen hatte, in zwei verschiedene Gase zerlegt. Lavoisier fügte die beiden Gase wieder zusammen und Marie notierte:
Die Verbrennung der beiden Luftarten und ihre Umwandlung zu Wasser, Gewichtsteil für Gewichtsteil, erlaubt kaum noch Zweifel daran, dass diese Substanz, die bislang als Element betrachtet wurde, ein zusammengesetzter Stoff ist.
Als Nebenprodukt seiner Experimente entdeckte Lavoisier auch das "Knallgas", ebenfalls eine Mischung von Wasserstoff und Sauerstoff. 1784 wurde er zum Leiter der Akademie der Wissenschaften ernannt. Nach der Französischen Revolution wurde Lavoisier Abgeordneter der Stände und Organisator der "Pariser Mauer", die alle Einfuhrartikel in die Stadt mit einer Steuer belegte. 1793 wurde er zusammen mit anderen Kollegen als Steuereintreiber angeklagt und zum Tod auf der Guillotine verurteilt.
Am 8. Mai 1794 wurde er schließlich hingerichtet. Eine Anekdote erzählt, dass er noch nach dem Tod ein wissenschaftliches Experiment anstellte. Er wollte, nachdem ihm der Kopf abgehackt worden war, noch mit den Augen blinzeln, um zu zeigen, wie lange ein Mensch noch bei Bewusstsein war. Er soll elf Mal geblinzelt haben ...

Dass man dem Richter Lavoisiers, Jean-Baptiste Coffinhal, zuschreibt gesagt zu haben, dass die Republik "weder Wissenschaftler noch Chemiker braucht", ist in der Tat ein Ausdruck für die beginnende Demokratie, die ihren Ursprung eben in der Französischen Revolution hat. Diese Demokratie bringt nämlich noch 200 Jahre später Präsidenten wie George W. Bush hervor, beziehungsweise Politiker, die stolz darauf sind, "in ihrem Leben nur ein einziges Buch gelesen zu haben" ... (Erwin Pröll, Österreich)
Diese Demokratie, die ihre Führungskräfte nicht nach Können und Wissen bestellt, sondern nach Popularität und Nepotismus, ist aber bei solchen Ahnen kein Wunder.


Copyright Bernhard Kauntz, Wolvertem 2010


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