GESCHICHTE UND GESCHICHTEN
AUS DEM 18. JAHRHUNDERT

Königin Luise Ulrike
und der versuchte Reichsputsch in Schweden

Lovisa Ulrika (ihr schwedischer Name) war die Schwester von Friedrich II in Preußen und genauso rücksichtslos, hinterhältig und betrügerisch wie er. Sie verschuldete den Tod von Graf Brahe und weiteren sieben Männern, als sie 1756 ...
Aber halt, beginnen wir am Anfang. Sie wurde am 24. Juli 1720 in Berlin geboren. Sie war die Tochter des Königspaares in Preußen, Friedrich Wilhelm I und Sophie Dorothea von Hannover. Im Alter von vierundzwanzig Jahren heiratete sie auf Wunsch ihres Bruders - aus politischen Gründen - Schwedens Kronprinz Adolf Fredrik, der 1751 König wurde.
Ohne Zweifel förderte sie die schwedische Kultur (ihr Sohn, König Gustav III, würde später sowohl ihre kulturellen, als auch ihre politischen Vorstellungen in Gänze durchführen), aber sie wurde von Zeitgenossen auch als herrschsüchtig und hartherzig beschrieben. Außerdem fiel es ihr schwer, sich in ihrem neuen Land wirklich zu integrieren. Die Schuld dafür gab sie zum Teil dem niederen Adel, den sie als unkultiviert, roh und pöbelhaft empfand. Vielleicht ist, außer dem schlechten Charakter dieser Familie, darin der Grund für ihr späteres Handeln zu finden.

Gemälde von Alexander Roslin, 1755
Schweden erlebte um die Mitte des 18. Jahrhunderts eine Art parlamentarischer Demokratie, in der der König mehr oder weniger machtlos war, alle Macht dagegen bei den Ständen des Reichstags lag. Die Schweden nennen diese Epoche "Zeit der Freiheit".

Nachdem ihr Gatte König geworden war, versuchte Louise Ulrike mit Intrigen und Bestechung die Macht des Königs zu stärken - auf Kosten der Stände. Es ist belegt, dass sie selbst schrieb: "Lagen är så egendomlig, att man icke vågar häkta någon på blotta misstanken utan övriga bevis, vilket är mer till förmån för de enskildes säkerhet än till rikets." Das bedeutet: "Das Gesetz (in Schweden) ist so merkwürdig, dass man es nicht wagt, jemand auf bloßen Verdacht hin zu verhaften, ohne sonstige Beweise, was die Sicherheit des Einzelnen mehr fördert, als die des Reiches."
Zugegeben, es waren andere Zeiten und der Hochadel lebte (so wie heute der Finanzadel) in einer anderen Welt - aber man musste damals, so wie heute, moralisch tief im Schlamm stecken, um solche Gedanken zu äußern.

1756 verpfändete sie einen Teil der Kronjuwelen, um einen Putsch finanzieren zu können. Sergeant Johan Puke, der später unter den Hingerichteten war, brachte die Juwelen nach Preußen. Eine Hofdame der Königin, Ulrika Strömfeldt, merkte jedoch, dass ein Teil der Kronjuwelen fehlte und schlug Alarm. Die Königin selbst kam mit einer strengen Ermahnung davon, während 8 Gefolgsleute hingerichtet wurden. Der Erzbischof gab ihr sowohl mündlich als auch schriftlich zu verstehen, dass "hon förgätit sin plikt mot Gud, sin gemål och Sveriges Rike och att hon bar skulden för de nyligen avlivades blod" - auf Deutsch: "sie Gott, ihrem Gemahl und dem Reich Schweden gegenüber ihre Pflicht vergessen hatte, und dass das Blut der eben Hingerichteten sie schuldig sprach".

Diesen, unter anderen Graf Erik Brahe, Baron Gustaf Jacob Horn und Carl "Ernst" Angel, der im Suff Teile des Plans verraten hatte, wurde keine Ermahnung gegönnt, sondern sie wurden geköpft. Viele andere wurden des Landes verwiesen, oder ausgepeitscht, etc.

Nach dem Tod ihres Gatten plante Louise Ulrike, zusammen mit ihrem Sohn Gustaf die Regierung zu führen, aber Gustaf machte ihr klar, dass er allein dazu fähig sei. Louise Ulrike machte Zeit ihres Lebens Schulden und schämte sich auch nicht, ihren eigenen Sohn zu denunzieren. Sie starb, - eine vergrämte, alte Frau ohne jeglichen Einfluss - im Jahr 1782.


Copyright Bernhard Kauntz, Wolvertem 2011


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