GESCHICHTE UND GESCHICHTEN
AUS DEM 18. JAHRHUNDERT

Kurfürst Maximilian II Emanuel von Bayern

Es scheint je schlechter der Charakter ist, desto besser wird der Nachruf. So erhielt Max Emanuel, wie er genannt wurde, den Nachruf "der Großmütige". Ob dieser Windbeutel großmütig war, lasse ich Sie selbst entscheiden, bester Leser ...

Bis etwa 1680 hielt sich Bayern aus den diversen Gegensätzlichkeiten der Großmächte heraus. Es war Max Emanuel selbst, der einen Trendwechsel anstrebte und sich Österreichs Kaiserhaus näherte. Ein defensives Bündnis gegen die Türken band ihn zur Verteidigung Wiens bei der zweiten Türkenbelagerung der Stadt, im Jahr 1683. Zwei Jahre später heiratete er die Tochter Kaiser Leopolds, Maria Antonia von Österreich. Er war auch als Feldherr erfolgreich, unter anderem erstürmte er 1688 Belgrad und riss die Stadt für eine Weile aus den Händen der Türken.
Er wurde vom Kaiser zum Ritter des Goldenen Vlieses ernannt und wurde 1692 Statthalter der Spanischen Niederlande. In Brüssel wurde seine vergoldete Reiterstatue auf dem Dach des Zunfthauses der Brauer, zum "Goldenen Baum", am Großen Markt aufgestellt. (Sie ist heute ersetzt, mit einer, die von Karl von Lothringen zeigt.) Gerade dort musste Max Emanuel allerdings eine Niederlage einstecken, als die Franzosen fünf Jahre später den Großen Markt völlig vernichteten. So weit, so gut.

Es wird behauptet, dass der Kurfürst vor allen Dingen eine Königskrone auf sein Haupt setzen wollte. Es sah recht gut aus, als Karl II von Spanien den minderjährigen Sohn von Max Emanuel als Erben einsetzte. Der Kleine starb aber im Alter von sechs Jahren und der Traum von der spanischen Königswürde zerplatzte.
In den Anfängen des Spanischen Erbfolgekrieges verhandelte Max Emanuel sowohl mit dem Kaiser, als auch mit Ludwig XIV von Frankreich. Letzterem bot er sogar an, sein Kurfürstentum gegen das Königreich Neapel (das zu Spanien gehörte) zu tauschen. Vielleicht war es ein Fehler Kaiser Leopolds, ihm die Königskrone zu verwehren, wenn doch Sachsen-Polen 1697 und Preußen 1701 (das war ganz bestimmt ein Fehler!) zu Königreichen erhoben wurden.

Offiziell verhielt sich Bayern neutral, aber im Jahr 1702 wechselte man ganz entschieden auf Frankreichs Seite. Im September überfiel Max Emanuel die Reichsstadt Ulm und er bot Ludwig XIV statt der Neutralität ein Offensivbündnis an. Wenn er mitten im Reich einen Krieg begann, hoffte man dort genug kaiserliche Truppen zu binden, um entscheidende Vorteile zu gewinnen. Anfangs konnte man auch Erfolge erzielen, aber 1704 kamen die Truppen Frankreichs und Bayerns bei Höchstädt schwer unter die Räder. Die französischen Truppen mussten fliehen und Max Emanuel begab sich in die Spanischen Niederlande (wo er ja noch immer Statthalter war) ins Exil. Aber auch die Spanischen Niederlande wurden 1706 von englischen und niederländischen Truppen eingenommen und über Max Emanuel im selben Jahr die Reichsacht verhängt. Das bedeutete in Klartext, dass kein Mitglied des Reiches ihm Schutz gewähren, oder gar unterstützen durfte.

Max Emanuel hoffte noch immer, dass er bei einem Friedensschluss durch Unterstützung von Ludwig XIV irgendwie zu einer Königskrone kommen sollte, aber sein Traum erfüllte sich nicht. Beim Rastatter Frieden wurde er jedoch rehabilitiert und in Bayern wieder eingesetzt. Da ihm aber nun politisch auf die Finger geschaut wurde, wurde er jetzt mehr Kunstsammler als Staatsmann.
Dennoch verlobte er seinen Sohn, Karl Albert, mit der Tochter von Kaiser Joseph I, Maria Amalie von Österreich, um sein Verhältnis mit dem Kaiserhaus wieder zu stärken.


Copyright Bernhard Kauntz, Wolvertem 2010


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