GESCHICHTE UND GESCHICHTEN
AUS DEM 18. JAHRHUNDERT

Der Teufel schläft nicht ...
... aber sogar er braucht Gottes Erlaubnis

In der Wiener Zeitung vom 24. Octobris 1731, erfährt man aus Niederland, und da noch näher bestimmt aus Luxemburg, dass sich um den 10. Oktober folgendes Ereignis zugetragen hat:
Alhier ist vor einigen Tagen ein Verzweiflungs-Actus vorbey gegangen, indeme ein im Gefängnuß ligender Burger, so sich in der entdekten Conspiration schuldig gewust, und das Pulfer-Magazin in Feuer zu setzen hat helfen wollen, die Resolution gefasset, und sich an einem schwachen Bändel erhenket: es muß der böse Feind darbey aus Zulassung GOttes mit gewürket haben, weilen sonsten fast nicht glaublich wäre, daß ein so schmales Bändel den Last und die Schwäre eines Menschens hätte sollen, ohne zu zerreissen, erhalten, oder ertragen können; welches dannoch geschehen, und eine wahrhafte Sache ist.

Zu dieser Zeit, waren der Glaube (und der Aberglaube) so stark, dass man alles Unerklärliche auf das Wirken von guten oder bösen Geistern zurückführen musste. Interessant ist aber, dass nicht einmal der Teufel ohne "Zulassung Gottes" eingreifen konnte  ...
Es ist aber nicht nur, der böse Feind, der diesen Artikel interessant macht, sondern auch die Verwendung der Sprache.
Eine Resolution kann heute die verschiedensten Dinge bedeuten, von einem Vorschlag zur Gesetzgebung über das Auflösungsvermögen eines Bildes (zum Beispiel am Bildschirm) bis zur Harmonielehre in der Musik. Althergebracht bedeutet "Resolution" jedoch "Tatkraft", was vielleicht heute noch beim Eigenschaftswort resolut deutlicher hervortritt. Bei meiner Großmutter, einer resoluten Frau übrigens, war das Wort "resolut" durchaus in ihrem aktiven Wortschatz.
Auch das Wort "erhalten" würden wir heute wohl eher als "bekommen" oder "bewahren" verstehen, als es im Sinne von "aushalten" oder nur "halten" zu gebrauchen. Auch hier gibt es wenigstens noch in der Wiener Mundart den alten Gebrauch. Ein Möbelpacker könnte seinen Kollegen zum Beispiel fragen: "Dahoitst as?" (auf Hochdeutsch etwa: "erhältst du es"), um sich zu erkundigen ob er das schwere Stück nicht fallen lassen werde.


Copyright Bernhard Kauntz, Wolvertem 2010


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