Fußball-WM-Gedanken



Der Elfmeter, der keiner ist...

Foul im Strafraum! Der Schiedsrichter zeigt auf den Elfmeter! Falsch. Was wir so grob als Elfmeter bezeichnen, sind in Wahrheit 12 Yards. England, wo man behauptet, das Fußballspiel erfunden zu haben, hat wenigstens die Regeln dafür gemacht. Und natürlich hat man dafür englische Maße genommen. Schauen wir uns nur das Tor an. 7,32 m lang und 2,44 hoch. 7 x 2,50 wäre doch einfacher, da würden außerdem alle Lattenschüsse ins Tor gehen... Aber 8 Yards sind nun einmal 7,32 m und 2,44 m entsprechen genau 2 1/3 Yards, oder, wie sich ein in englischen Maßen Bewanderter ausdrücken würde, 2 Yards und 4 Inches. Deshalb ist der Strafstoß auch kein Elfmeter, sondern der Schiedsrichter zeigt bestenfalls auf den Zehn-achtundneunziger. Und wenn wir jetzt schon wissen, dass der Elfer näher beim Tor ist, verwundert es noch viel mehr, dass so viele verschossen werden, sogar von Engländern...


Arme Schweizer

Also, ich bin froh, dass ich Österreicher bin. Wenn man als Fußballfan nämlich das "Immer wieder" anstimmt, kann man es so gut einklatschen. Ös-ter-reich bam-bam-bam Ös-ter-reich bam-bam-bam. Das funktioniert übrigens ohne Lied ebenfalls.
Auch die Deutschen können ihre Nationalmannschaft mit einem markant skandierten Deutschland - Deutschland! anheizen. Ganz so gut hört es sich natürlich nicht an, vielleicht hat das aber auch mit dem Gemüt zu tun...
Aber jetzt stellen Sie sich einmal vor, Sie wollen das Fußballteam der Schweiz anfeuern. Sie sehen augenblicklich die Schwierigkeiten ein - Schweiz! Schweiz! Schweiz!??? Das würde doch die Spieler eher erschrecken, als ihnen Mut machen.
Dass sowohl Deutschland wie auch die Schweiz bei der WM 2006 dabei sind, Österreich aber nicht, ist wieder eine ganz andere Sache.


Falsche Organisation

Da kommen 32 Länder zu einer Weltmeisterschaft, alle mit dem Vorsatz oder wenigstens mit der Hoffnung, Weltmeister zu werden. Jedes Land wird von tausenden Fans begleitet, die in ihren Träumen sogar schon Weltmeister sind. Außerdem kommen aus jedem Land hunderte Reporter diverser Medien, die alle schon seit Monaten wissen, dass ihr Land Weltmeister wird. Und dann geht's los.
Drei Spiele, danach muss die Hälfte nach Hause fahren. Bei Spielern und Fans ist die Enttäuschung groß, die Medien rufen es als Nationalkatastrophe aus. Aber es kommt noch schlimmer. Jetzt geht die WM in Cupform weiter. Verliert man ein Spiel, ist man weg von der Bühne. Und am Ende ist ein einziges Land Sieger. Ein paar Millionen freuen sich, hunderte Millionen sind traurig, frustriert, niedergeschlagen.
Man sollte das ganze System umdrehen. Die Gruppensieger sollten ausscheiden. Die Spieler und die Fans hätten ihr Erfolgserlebnis, die Reporter würden ihr Land in den Himmel heben, alles wäre Sonnenschein. Die Verlierer müssten weiterspielen, bis sie endlich einmal nicht verlieren. Auch sie würden mit einem positiven Gefühl aufhören.
Nicht zuletzt hätte dann sogar Österreich die Chance, bei der WM dabei zu sein, und irgendwann, nach einem Spiel gegen Aruba oder Fidschi, würden auch die Österreicher in Glücksgefühlen schwelgen können.



Copyright Bernhard Kauntz, Västerås, 2006


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