Spa - Heilbäder, Politik und Formel 1


Das Wort "Spa" ist den meisten Menschen ein Begriff, weil es nicht zuletzt aus dem Englischen "ein Wellness-Weekend in einem Spa", über die Welt verbreitet wurde. Für Motorfans dürfte das Formel 1-Rennen in Spa ein Begriff sein. Aber, ehrlich gesagt, wissen Sie, wo Spa liegt? Wenn Sie jetzt Belgien antworten, ist das schon einen Punkt wert, weil auch das ist nicht selbstverständlich.
Spa liegt fast an der Grenze zu Deutschland, nur 35 Kilometer von Aachen entfernt und 25 Kilometer südlich von Lüttich.
Es ist eine Kleinstadt, eigentlich nur ein größeres Dorf mit seinen etwa 10.000 Einwohnern. Aber dann hat man einen Naturschatz, den schon die Römer zu ihrer Zeit auszunützen wussten, nämlich das Wasser. Die Stadt liegt am Rande der Ardennen. Das macht, dass zahlreiche Quellen hier ihren Ursprung haben. Auf dem Weg durch das Bergmassiv werden sie mit vielen Mineralien angereichert, was das Wasser so begehrlich macht. Spa existiert daher auch als Mineralwassermarke, ebenso wie Gerolsteiner, und noch ein paar andere, die ebenfalls aus dieser Gegend sind.

Das alte Kurhaus im Zentrum
Im Jahr 1764 eröffnete man hier die Redoute, was für weitere wohlbestellte Kurgäste von Bedeutung war. Die Redoute war ein Lokal, wo um Geld gespielt werden konnte - also das erste Kasino der Welt, wenn man es so sehen will. Belgien existierte damals noch nicht - zu dieser Zeit war die Gegend ein Teil des Habsburgerreiches. Auch Kaiser Joseph II besuchte die Stadt und nannte sie "das Kaffeehaus Europas", weil hier so viele politisch bedeutende Personen zur Kur kamen und so nebenbei Großmachtpolitik betrieben. Oder vielleicht auch umgekehrt ...
Aber eben diese Personen hatten auch vor der Französischen Revolution Angst und stellten nach deren Ausbruch ihre Aufenthalte in der Kurstadt aus. Zu allem Überdruss brannte der Stadtkern im Jahr 1807 völlig ab. Den internationalen Ruhm des 18. Jahrhunderts erlangte man später nie wieder, auch wenn man weiterhin sein Wasser vermarktete.

Aus Tradition gibt es auch heute noch ein "Kaffeehaus Europa" an der Hauptstraße

Im 19. Jahrhundert baute man viele Gebäude, die uns heute noch erhalten sind, das Kurhaus, das Haus über der Quelle von Zar Peter dem Großen, die Kirche Saint-Remarcle, um einige davon zu nennen. Im Ersten Weltkrieg kam ein anderer Kaiser nach Spa, nämlich Deutschlands Wilhelm II, der hier kurzzeitig sein Hauptquartier aufschlug. Im 20. Jahrhundert wurde dann die Autorennstrecke gebaut und ein Turnier im Springreiten veranstaltet. Beide kamen zu internationalem Ruhm.
Heute liegt die Badeanlage samt Kurhaus, die sogenannten "Thermen von Spa", auf einem Hügel oberhalb der Stadt; man kann sie mit einer Standseilbahn erreichen. Zu den noch nicht erwähnten Sehenswürdigkeiten gehört wohl das Stadtmuseum, das noch eine Spezialität von Spa zeigt, nämlich die "Jolités", die bemalten, hölzernen Schachteln und Schatullen, die bis zum 17. Jahrhundert zurückgehen und heute noch produziert werden. Interessant daran sind vor allem die Trends der Motive, die durch die Jahrhunderte viele Variationen durchgemacht haben.

Das Brunnengebäude der Quelle von Peter dem Großen


Die Kirche des St. Remaclus
Die Kirche wurde erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts erbaut, auf dem Grund eines älteren Gotteshauses, das bis ins 15. Jahrhundert zurückdatiert. Sie ist dem Heiligen Remaclus geweiht, einem Bischof und später Abt aus dem 7. Jahrhundert. Sein Standbild, ungefähr von 1520, ist in der Kirche zu sehen, die sonst nur wenige Ausschmückungen zeigt.
Der Brunnen von Peter dem Großen liegt im Zentrum der Stadt und ist über die Turisteninformation, die an der Rückseite dieses Gebäudes liegt, zu besichtigen. Die eisenreiche Quelle gibt täglich 21.000 Liter Wasser.

St. Remaclus selbst

Der "Sieben Uhr-Park" (Parc de Sept Heures), der sich ebenfalls im Zentrum der Stadt befindet, wurde 1758 angelegt. Er sollte den Kurgästen Spaziergänge ermöglichen. Daher stammt auch der Name, denn die gekrönten, aber auch die unbedeckten Häupter führten hauptsächlich ihre Spaziergänge am frühen Abend durch. Im Park sind viele Denkmäler zu sehen, von Leuten, die irgendwie mit Spa verbunden waren.

Das Kasino ist 2010 renoviert worden und geht mit der Zeit. Heute kann man dort nicht nur bei den klassischen Spielen, wie Roulette, Black Jack, usw., sein Geld verlieren, sondern auch an Spielautomaten oder Bingo Unterhaltung finden. Mehrere Pokertische sind ebenfalls ein Trend der Zeit. Die Fontäne im Kasinopark zeigt an jeder Seite ein Halbrelief mit verschiedenen Motiven.
Spa ist ohne Zweifel wert gesehen zu werden, aber, wenn man nicht in der Natur herumstreifen will, dann ist die Stadt in ein paar Stunden zu besichtigen.

Copyright Bernhard Kauntz, Wolvertem 2013

Die Fontäne im Kasinopark, mit dem Kasinogebäude als Hintergrund


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