Der Dom in Uppsala


Man weiß nicht genau, wann man mit dem Bau des Doms in Uppsala begonnen hat, sondern man muss sich an naheliegende Angaben halten. So weiß man zum Beispiel, dass man die Kirche vom heutigen Gamla Uppsala (Altes Uppsala) nach Uppsala verlegen wollte, oder besser nach Östra Aros, wie es damals hieß. Dazu brauchte man aber die Einwilligung des Papstes, die man 1258 bekam. Fünfzehn Jahre später wurden die Gebeine von Erik dem Heiligen aus dem alten Dom überführt.
Der neue Kirchenbau musste da wenigstens so weit gekommen sein, dass man diese auf eine würdige Art verwahren konnte. Aber das ist alles, was uns einen Fingerzeig gibt. Man kennt auch weder die Namen der Auftragsgeber noch des Baumeisters.
Erst 1287 wurde mit einem französischen Baumeister aus Paris der Kontakt aufgenommen, mit Estienne de Bonneuil, der sich verband, "faire l'eglise de Upsal". Man weiß nicht, was oder wieviel dieser Mann baute, aber man kann voraussetzen, dass man in eine Sackgasse geraten war, wenn man - mitten im Bau - schnell einen Baumeister aus dem Ausland holen musste.
Äußerst interessant ist, dass man 1290 eine Holzkirche innerhalb der neuen Kirche baute, um hier Gottesdienste abhalten zu können. Vermutlich stand diese im Mittelschiff und konnte dann noch dazu verwendet werden, die Kreuzbogen und andere Höhenarbeiten zu verrichten. Aber das bedeutet auch, dass der Bau nicht gerade mit Riesenschritten fortgeführt worden war ...
1298 sammelte man Geld, um die größte Chorkapelle fertigzustellen, die dann Jungfrau Maria geweiht wurde. Als König Magnus Eriksson in einem Brief aus dem Jahr 1331 mitteilte, dass der Dom jetzt fast fertig war, war er seiner Zeit um Einiges voraus. Der Chor und das Querschiff können nicht vor 1340 fertig gewesen sein, die ganze Kirche wurde erst hundert Jahre später, 1435, eingeweiht.
Eine Frage, die sich erhebt, ist, warum der Westeingang zu den ältesten Teilen der Kirche gehören soll, wenn dieser ins Hauptschiff führte, das um 1420 noch immer nicht fertig war. Zwar bekam der Westeingang seine endgültige Form erst gegen Ende - die Reliefs im Tympanon (Maria Empfängnis und Geißelung Christi) tragen die Jahreszahl 1431 - aber hundertvierzig Jahre für ein Eingangstor, das im besten Fall zu einer improvisierten Holzkirche führte, scheint doch eine sehr lange Zeit zu sein. Es muss wichtigere Teile gegeben haben, die man zuerst bauen musste.
Als die Kirche dann fertig war, war sie keineswegs eine Gemeindekirche, sondern diente vor allen Dingen den Zwecken des Domkapitels. Es waren neunzehn Herren, die ihre Stühle im Hochchor besaßen - und auch dort begraben wurden. Für die rutinmäßigen Kirchendienste gab es Stellvertreter, die ihrerseits Stellvertreter hatten, sowie "lose" Priester und erwachsene Ministranten, die die täglichen Arbeiten verrichten konnten. Die Leute des Domkapitels hielten ihre Zusammenkünfte ab, die nur von ausgezeichneten Mittagessen und übermäßigen Abendmahlen abgebrochen wurden. Bezahlt wurde alles von den Bauern in der Provinz Uppland und im Nordland von Schweden.
Andererseits wären wir vieler Kultur aus dieser Zeit verlustig, hätten Adel und Kirchenväter nicht die Mittel und den Willen gehabt, die Kultur zu fördern. Ein Prachtbeispiel dafür, was sonst geschah, ist ja, als der kulturlose Gustav I Eriksson - den Adelsnamen Wasa bekam das Geschlecht ja erst im 17. Jhd. - an die Macht kam.
Aber er ließ sich auf jeden Fall hier die Krone aufsetzen, im Jahr 1528 und später ließ er sich auch in dieser Kirche begraben. Natürlich wählte er dafür die schönste Kapelle, die der Jungfrau Maria geweiht gewesen war.
Die Kirche ist dreischiffig, aber sie hat eine große Anzahl Kapellen außerhalb der Seitenschiffe, die jede durch eine Trennwand von der nächsten abgeschlossen ist. Die Seitenschiffe haben keinen Abschluss, sondern bilden eine Umgang hinter dem Hauptchor.
Der Holländer Willem Boy fertigte das Grabmal von Gustav Wasa an, der die Königinnen Margareta Eriksdotter Leijonhufvud zu seiner Linken und Katharina von Sachsen-Lauenburg rechts von sich liegen hat. Der Sarkophag steht mitten in der Kapelle, die auf den Wänden einen Auszug aus Gustav Wasas Abschiedsrede an die Stände wiedergeben, aus dem Jahr 1560, bei der er sagt: Ich darf mich wohl mit David vergleichen, den Gott von einem Hirten zum König über sein Volk gemacht hat." Die übrigen Wände sind mit Malereien bedeckt, die wichtige Ereignisse aus dem Leben des Königs wiedergeben.

Das Wort Sarkophag stammt übrigens aus dem Griechischen und bedeutet "fleischfressend". Es war das Alumen schisti, nach Carl von Linnés Klassifizierung, eine Art Alaunschiefer, die die Körper in vierzig Tagen verwesen ließ. Meistens bestand jedoch nur der innere Teil eines Sarges aus diesem Material.

 

Der Stein wurde unter anderem in Assos gebrochen, einer antiken Stadt in der Troas, dem Gebiet südöstlich von Troja, in der heutigen, westlichen Türkei.
Gustav Wasa ist jedoch nicht die einzige königliche Hoheit, die hier begraben ist.

Dort, wo früher die Sakristei war, gibt es heute das Grabmonument für seinen Sohn Johann III und dessen polnische Gattin Katharina Jagellonica. Letzteres Grabmal wurde auch von Willem Boy erschaffen.
Nachdem der Bruder Erik XIV diese Ehe nicht akzeptierte, hielt er die beiden auf Schloss Gripsholm, gefangen, wo Katharina die Kinder Isabella und Sigismund gebar.
Die übrigen seitlichen Kapellen wurden als Grabkammern an den Adel verkauft, wovon meherere Wappen zeugen. Einige dieser Grabkammern haben mit der Zeit andere Gäste bekommen. So finden wir zum Beispiel ein Monument für Carl von Linné, das seine Freunde und Schüler für ihn aufgestellt haben. Auch Emanuel Swedenborg gehört zu denen, an die man sich auf diese Art erinnern wollte.
Die Sturekapelle (oben rechts) wird heute für kleinere Gottesdienste und gemeinsame Andachten verwendet. Der Flügelaltar aus der Zeit um 1520 kommt aus der Skånela Kirche. Auch andere Kapellen haben neue Funktionen bekommen - heute gibt es sowohl Erinnerungskapellen und Andachtsräume, als auch Seelsorgeräume.
Die Finstakapelle hat ihren Namen nach dem Richter Birger Persson aus Finsta bekommen. Er und seine Gemahlin Ingeborg Bengtsdotter wurden hier im frühen 14. Jhd. begraben. Sie waren die Eltern von der heiligen Birgitta, der einzigen Heiligen Schwedens. Seit 1990 wird eine Reliquie von ihr hier in dieser Kapelle verwahrt. Auch die Reliquien von Erik dem Heiligen werden in diesem Raum behütet.
Birgitta Birgersdotter wurde etwa um 1303 geboren. Sie wurde gegen ihren Willen, im Alter von 13 Jahren, mit Ulf Gudmarsson verheiratet und bekam mit ihm im Laufe der Zeit acht Kinder. Sie beeinflusste ihren Mann in religiöser Hinsicht. Die beiden machten Wallfahrten nach Nidaros und nach Santiago de Compostela. Birgitta hatte mehrere Visionen religiöser Natur. Sie sagte auch voraus, dass der Papst (der im Exil in Avignon saß) und der Kaiser sich in Rom treffen würden. Das erschien völlig unmöglich und die Leute lachten sie aus.
Aber am 21. Oktober 1368 trafen Urban V und Karl IV von Habsburg einander in Rom - und ihre Weissagung wurde erfüllt.
Nach dem Tod ihres Mannes ließ sich Birgitta in Rom nieder und machte mehrere Wallfahrten. Sie schrieb eine Ordensregel für ein Birgittakloster in Vadstena in Schweden, die - mit etlichen Abänderungen - von Urban V genehmigt wurde. 1373 starb Birgitta in Rom. Ihre Kinder, Katharina und Birger, führten den Stoff nach Hause und sie wurde in Vadstena begraben. Bonifatius IX sprach im Jahr 1391 Birgitta heilig.
Im 17. Jhd. wurde die Kirche dann doch noch eine Gemeindekirche. 1572 wütete ein Feuer in der Kirche und 1702 beim großen Stadtbrand, der auch die Kirche betraf, wurde noch viel mehr zerstört. Die neue Kanzel - die größte Schwedens - wurde von Nikodemus Tessin d.J. gezeichnet und von Burchart Precht geschnitzt. Tessin war überhaupt sehr am Wiederaufbau der Kirche beteilig und Carl Hårleman vervollständigte das Werk.
Mit Ausnahme für den Erzbischof Nathan Söderblom im Jahr 1931, wurde in der Kirche nach 1793 niemand mehr begraben. Der Dom wurde 1886-93 von Helgo Zettervall restauriert und Agi Lindegren war für die Malereien an den Wänden verantwortlich. Aber die Kritik war fürchterlich - man wollte die Kirche wieder so herstellen, wie sie früher ausgesehen hatte. Die Außenseite sollte umgebaut werden, der Dekor übermalt und die Glasfenster ausgetauscht werden. Doch bevor man 1971 zu einem Beschluss kam, war das Trendpendel wieder zurückgeschwungen - man wollte jetzt alles so behalten, wie es war und nur den status quo restaurieren.

Das Kreuz am Hochaltar wurde bei der letzten Restauration aufgestellt. Das Werk aus Silber und Kristall wurde von Bertil Berggren-Askenström erschaffen.
Die meisten Gottesdienste werden heute aber am Zentralaltar abgehalten, der in der Vierung (die Kreuzung zwischen Haupt- und Querschiff) steht.

Copyright Bernhard Kauntz, Wolvertem 2009


Zurück nach oder zum von
last update: 2.3.2009 by webmaster@werbeka.com