Der Park Güell in Barcelona


Eusebi Güell war ein katalanischer Industrieller, der, zusammen mit Antoni Gaudí hinter diesem Projekt steckte. Das Zentrum von Barcelona war bis 1854 von einer Stadtmauer umgeben und die Stadt platzte aus allen Fugen. Güell kaufte Land auf und wollte auf dem Hügel, auf dem der Park liegt, Häuser für wohlhabende Menschen bauen. Der Hügel ist 185 Meter hoch und der Anstieg ist steil genug, woher man auch immer kommt. Der Eingang zum Park befindet sich etwa 130 Meter über dem Meeresspiegel, wohin es knappe 5 Kilometer sind . Natürlich würde man von hier eine tolle Aussicht haben und nicht zuletzt ein Stück von der sumpfigen, morastigen Umgebung Alt-Barcelonas wegrücken - dachte man.
An und für sich war es ein Trend der Zeit, sogenannte "garden-cities" anzulegen um den Ghettobildungen der industrialisierten Großstädte entgegen zu wirken.
Güell beauftragte seinen Freund Antonio Gaudí mit dem Plan.
Sie hatten einander 1878 getroffen und verstanden einander von Beginn an. In den folgenden Jahren bekam Gaudí viele Aufträge von seinem Gönner, unter anderem den Palast Güell in der Nähe der Rambla. Nur dreißigjährig, begann der begabte Architekt am Bau der Sagrada Familia, die sein größtes Werk sein würde. Trotzdem war nur einer der Türme fertig, als Gaudí 1926 starb.
Das Projekt der "garden city" erwies sich bald als nicht tragbar. Nicht zuletzt fehlten öffentliche Verkehrsmittel zum Park Güell. Von all den ursprünglich geplanten Häusern wurden nur zwei wirklich gebaut.

Aussicht über den Park
Schließlich ist auch der Höhenunterschied innerhalb des von Mauern umschlossenen Gebiets ganze fünfundfünfzig Meter. Die Mauern sollten die Sicherheit und die Privatsphäre der Ansiedler garantieren. 1914 beschloss Güell, das Projekt abzuschließen. 1922 kaufte die Stadt Barcelona das Gelände zurück, um daraus einen öffentlichen Park zu machen.
Trotz der "modernen" Anlage des Projekts, darf man nicht vergessen, dass sowohl Güell, als auch Gaudí Vertreter einer eher konservativen Einstellung waren. Sie waren nicht zuletzt Vorreiter des Nationalismus in Katalonien.

Aussicht vom Park über Barcelona
Sie wollten mit den Werken eine "katalanische Renaissance" einleiten.
Am höchsten Punkt des Parks war ursprünglich eine Kirche geplant. Letztlich ist es aber nur ein frühgeschichtlich inspirierter Hügel geworden, auf dessen Plateau drei Kreuze stehen.
Etwa in der Mitte des Parks befindet sich der große Platz, der als Sammlungspunkt für die Bewohner gedacht war. Auf der fast viertausend Quadratmeter großen Fläche sollten aber nicht zuletzt Schauspiele und Ähnliches aufgeführt werden können, was dann und wann heute noch geschieht. Ein Drittel des Platzes wurde aus dem Berg herausgehauen.
Dort steht auch die Serpentinenbank, 110 Meter lang, die das letzte Bauwerk war, bevor das Projekt eingestellt wurde. Die Dekoration der Bank wurde von Josep Maria Jujol ausgeführt, einem anderen, katalanischen Architekten, der mehrmals mit Gaudí zusammen arbeitete, obwohl er eine Generation jünger war. Seine Ornamente auf der Bank führten dazu, dass das Werk auch als "hundert Meter Kunst" bezeichnet wird. Die gesamte Sitzfläche der Bank besteht aus sogenannten "Trencadis". Die Trencadis sind hauptsächlich keramische Bruchstücke, entweder kaputt gegangen oder mutwillig zerschlagen. Sie wurden dann wieder in Mosaikform zusammengesetzt. Für die farbigen Teile, zum Beispiel die Rückenlehnen der Sitzbank, wurden allerdings auch andere Materialien genommen, wie Glas, Email, usw.
Am unteren Ende des Platzes gibt es eine Säulenhalle, die als Marktplatz gedacht war. Diese Halle ist Gaudís einziges klassisch inspiriertes Werk - man nimmt daher an, dass Güell diese Form haben wollte. Sechsundachtzig gut sechs Meter hohe Säulen tragen das Dach des Marktes, der etwa 1500 Quadratmeter groß ist. Das Regenwasser, das auf das Dach fällt, wird durch Hohlräume in der Mitte der Säulen in eine Zisterne geleitet. Die Zisterne liegt unter dem Markt und speist die unten beschriebenen Fontänen.
Die Stiege vom Markt hinunter zum Haupteingang ist zweigeteilt.

Die Säulenhalle mit der Serpentinenbank obenauf
In der Mitte befinden sich eine Reihe von Fontänen, unter anderem der Drache, der zum Symbol des Parks geworden ist. Dann gibt es auch noch die Schlangenfontäne, in der ein Schlangenkopf Wasser speit. Die Schlange schaut aus dem Wappen der Grafschaft Barcelona hervor (vier rote Streifen auf gelbem Grund), die auch dem späteren Königreich Aragonien zugrunde lag. Beide Werke sind aus vielfarbigen Mosaiksteinen zusammengesetzt, wie auch sonst so viele Dinge im Park. Auch die Wände, die die Stufen abgrenzen, sind aus weißen bis grauen, keramischen Mosaiksteinen geformt. Zwischen diesen sind färbige Kacheln eingesetzt, die ein wenig konkav geformt sind, im Gegensatz zu den weißen Stücken, die konvex erschaffen sind. Die Farbenfrohheit der Treppe mit 45 Stufen sollte den Unterschied zwischen dem Grau der industriellen Großstadt und der "garden city" hervorheben.
Am unteren Ende ist dann ein weiterer, offener Hof, um die Besucher aufzufangen, die durch den Haupteingang auf das Gelände des Parks kommen.

Der Drache in der Mitte der Doppelstiege
Links und rechts von diesem Eingang steht je ein Haus in Gaudí-Stil, wovon eines als Administrationszentrum geplant und das zweite dem Hausmeister zugedacht war. Der spitze Turm des kleinen, "administrativen" Hauses ist ganze 29 Meter hoch. Die Arme des Kreuzes an der Spitze zeigen genau die vier Himmelsrichtungen an. In diesem Haus befand sich zur Jahrhundertwende das einzige Telefon des Parks. Heute ist dort der Shop untergebracht. Das Hausmeisterhaus auf der anderen Seite wird oben von einem Fliegenschwammerl abgeschlossen, durch das gleichzeitig der Ventilationsschacht geht. Es ist größer als sein Gegenstück, hat im Erdgeschoß Wohnräume und im ersten Stock vier Schlafzimmer.
Vom Hof aus zweigen an beiden Seiten auch Gehwege ab, die in Serpentinen an beiden Kanten des Parks emporführen. Beide enden aber letztendlich am höchsten Punkt im Südwesten, wo sich die drei Kreuze befinden. Der rechte Weg führt über drei sogeannte Viadukte, um die landschaftlichen Höhenunterschiede auszugleichen.

Das Administrationshaus
Die Viadukte ihrerseits sind originell, teils wegen ihrer schrägen Stützpfeiler, teils weil diese, sowie das Dach der Viadukte aus unregelmäßigen Natursteinen bestehen, die den Eindruck einer Grotte geben.
Im Hof befindet sich auch eine Garage, die die Autos von Güell beherbergen sollte, sowie ein offener, grottenartiger Unterschlupf, wo die diversen Pferdewagen unter Dach kommen konnten.
Links und rechts vom Eingang läuft am oberen Rand der Mauer ein Mosaikband, das in regelmäßigen Abständen Medaillions zeigt, die von Güell selbst entworfen worden waren.

Der Abstellplatz für Pferdewagen
Jedes zweite hat die Inschrift Park, ebenfalls in Mosaikform. Die anderen beinhalten den Namen des Auftraggebers, sodass je zwei Medaillons zusammen "Park Güell" zeigen.
Wie schon eingangs erwähnt, wurden von all den geplanten Häusern nur drei jemals bewohnt. Eines davon, Casa Larrard stand schon früher auf dem Grund des Parks, wurde von Güell restauriert und später in Casa Güell umgetauft. Der Industrielle wohnte dort von 1906 bis zu seinem Tod. Das zweite Haus, Casa Trias, wurde von einem Anwalt erbaut, der mit Gaudí und Güell befreundet war. Das dritte sollte schließlich ein "Show-Haus" werden, in dem man die Vorteile des Bewohnens der Gegend zeigen wollte. Es wurde von einem Schüler Gaudís erbaut. Als sich herausstellte, dass das Garden-City-Projekt nichts werden würde, kaufte Gaudí das Haus selbst und wohnte dort mit seiner Familie. Heute ist es ein Gaudí-Museum.





© Bernhard Kauntz, Wolvertem, Belgien 2013


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