DOLNI KOUNICE
der Ort, der unseren Namen trägt


Dolni Kounice liegt in Tschechien, in Südmähren, etwa 25 Kilometer südwestlich von Brünn. Seinen Namen hat es von den Herren von Kounic, die ab dem 12. Jahrhundert belegt sind, aber deren Stammbaum möglicherweise sogar bis ins 10. Jahrhundert zurückreicht.
Auf Deutsch heißt der Ort heute "Unterkanitz", manchmal auch nur "Kanitz", aber wann immer diese deutsche Version entstanden ist, ist sie falsch. Sie müsste "Unterkaunitz" heißen, denn es besteht kein Zweifel, dass die Familie der Kaunitz aus den Kounic hervorgegangen ist. Aber wie das bei Namen schon ist ...

Der erste Eindruck von Dolni Kounice, wenn man aus dem Autobus steigt - die Straße Rybama
Unser Zweig hat irgendwo unterwegs das "i" verloren, wie auch der englische Teil der Familie. Letzterer hat statt dessen ein "e" am Ende hinzugefügt bekommen. Doch egal, die Kounic waren unser aller Vorfahren, ob sie nun heute Kaunitz, Kauntz oder Kauntze heißen.

Ich habe mich oft gefragt, warum der Ort Unterkaunitz heißt, wenn es gar kein "Oberkaunitz" gibt. Aber ich glaube, ich habe die Antwort gefunden, als wir dieses Jahr dort waren. Es gibt und gab eine Burg oben auf dem Berg - das war natürlich der Sitz der Kounic. Das Dorf, das unten im Tal liegt, wurde dann logischerweise zu Unterkanitz. Leider ist das Schloss heute in Privatbesitz und kann daher nicht mehr besichtigt werden.

Unsere Ahnen in allen Ehren, aber der Platz hat eine noch viel ältere Geschichte.


Die Burg auf dem Hügel
Man hat hier Steinwerkzeuge entdeckt, die darauf hinweisen, dass das Gebiet schon vor 400 000 Jahren besiedelt war - damals noch von den Vorgängern der heutigen Menschen. Aber auch aus jüngerer Steinzeit gibt es Funde - von Menschen, die auf Mammutjagd gingen.
Seit der Bronzezeit können wir mit Sicherheit von einer dauerhaften Besiedlung sprechen. Funde aus der Hallstattzeit, sowie römischen und slawischen Ursprungs gibt es ebenfalls.

In der neueren Geschichte gibt es Dokumente in einer Dörferliste von 1046, in der Dolni Kounice schon verzeichnet ist. Wilhelm von Pulin gründete im Jahr 1181 hier ein Prämonstrantenserinnenkloster. Es wurde Sancta Maria genannt, bekam später aber den Namen Rosa Coeli, also "Himmelsrose". Es gibt Hinweise darauf, dass Wilhelm von Pulin mit Vilém z Kounic identisch ist, dem ersten schriftlich belegten Herrn von Kounice.


Die Klosterruine Rosa Coeli
1278 wurde das Dorf vom Habsburgerkönig Rudolf I erobert.
1284 bekam Dolni Kounice das Marktrecht.
1423 brannten die Hussiten das Kloster nieder. Ein Wiederaufbau in gotischem Stil folgte kurz darauf.
1509 kauften die Kaunitz Schloss Austerlitz und gaben anscheinend die Ansprüche auf Dolni Kounice auf, denn
1527 wurde Dolni Kounice von Ferdinand I zu den Krongütern geschlagen und das Kloster wurde aufgelöst. Das Kloster ist aber heute noch als Ruine erhalten.
1532 Georg Zabka von Limberk kaufte die Ländereien wieder und restaurierte die Burg im Renaissance-Stil.
1622 kaufte Kardinal Franz von Dietrichstein den Martktflecken. Interessant ist, dass er das tat, als er Vormund von Leo Wilhelm Kaunitz war, der zu dieser Zeit gerade acht Jahre alt war.
1652 wurde eine Synagoge fertiggestellt, die heute noch besucht werden kann.

Die Hauptstraße
Auf dem jüdischen Friedhof gibt es Gräber der Vorfahren von Bruno Kreisky, dem österreichischen Bundeskanzler der 1970er-Jahre.
Mehrere Brände verwüsteten immer wieder Teile des Dorfes und in Kriegszeiten wurde es mehrmals geplündert.
1703 zerstörte ein neuerlicher Brand den zaghaften Wiederaufbau des Klosters.
Am 2. Februar 1862 geschah eine Naturkatastrophe, als bei der bisher schlimmsten Überschwemmung der Jihlava 180 Häuser zerstört wurden, sowie die Brücke, die Mühle und die Kirche.

Die Jihlava
1879 wurde die Peter und Paul-Kirche im Dorfzentrum fertiggebaut.

Für eventuelle Besucher von Dolni Kounice sei gesagt, dass man dort kaum jemand findet, der eine andere Sprache als Tschechisch spricht. Das ist natürlich nicht ganz einfach, wenn man mit dem örtlichen Busfahrer über den Anschlussbus sprechen will. Aber mit viel gutem Willen, fünf Vokabeln und ein wenig Geduld beiderseits geht es schon.
Wir hatten außerdem das Pech, dass es bei unserem Besuch (obwohl schon im September) nicht weniger als 33 Grad hatte. Trotz allem guten Besichtigungswillen schleppt man sich dann lieber ins nächste Wirtshaus, als den Berg hinauf, um ein paar Bilder vom Schloss machen zu können.
Die Klosterruine war allerdings ein Muss - das war ich schon dem alten Vilém z Kounic schuldig. Daher folgen hier ein paar Bilder vom Klosterinneren.


Die Peter und Paul-Kirche am Hauptplatz


Das Innere der Klosterkirche


Das Innere des Klosters


Ausguck vom Kirchturm

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© Bernhard Kauntz, Wolvertem 2011



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last update 2011.09.20