Burg Ljubljana


Die Lage der Burg von Ljubljana ist ausgezeichnet. In der Mitte der Altstadt liegt sie auf einem 376 Meter hohen Hügel - für eine Festung ein einmaliger Platz. Im Jahr 1106 erbten die Kärntner Herzöge von Spanheim das Gebiet. Zu dieser Zeit gab es vielleicht schon eine einfache Festung aus Holz. Aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts hat man Münzen gefunden, die vermutlich auf der Burg geschlagen wurden. Es waren auch die Spanheims, die Ljubljana zum ersten Mal schriftlich erwähnten (unter dem deutschen Namen Laibach).
Außerdem gaben sie der Stadt das Stadtrecht. Im 13. Jahrhundert entstand dann die soganannte "Spanheimer Burg", die von den Herzögen aus gemauertem Stein erbaut wurde. 1269 erlosch allerdings schon die Linie der Spanheimer und im Jahr darauf eroberte der tschechische König Ottokar II Přemysl die Besitztümer der Spanheimer.
1335 wurde Krain ein Kronland der Habsburger, was es dann fast 600 Jahre lang blieb. Die Befestigung der Burg wurde von Kaiser Friedrich III so sehr verstärkt, dass man sogar von der "dritten Burg" spricht. Ljubljana bekam außerdem eine Stadtmauer, die im 15. Jahrhundert auch immer mehr befestigt wurde, weil die Türken auf ihrem Zug druch Europa auch nach Ljubljana kamen. 1415 schon zum ersten Mal.
Die Kapelle gehört zu den ältesten, noch erhaltenen Teilen der Burg. Sie stammt aus 1489 und wurde dem heiligen Georg geweiht. Am interessantesten sind jedoch nicht die religiösen Darstellungen, sondern die Decken- und teilweise auch Wandbemalung.
Sie stammen aus der Renovierung von 1747 und zeigen die Wappen der Landeshauptleute in Krain. Natürlich ist alles in Deutsch geschrieben. Auch zwei der Türme sind noch aus dem 15. Jahrhundert - die übrigen Räumlichkeiten entstanden im 16. und 17. Jahrhundert.
Nach dem Mittelalter war die Burg eher eine Bedrohung, als ein Schutz für die Bevölkerung der Umgebung. Das kam daher, dass es gleich zwei Pulvertürme auf der Burg gab. Einen für den Kaiser und einen für den Landesfürsten. In den Jahren 1630, 1686 und 1737 schlug dort jeweils ein Blitz ein ...
Kaiser Joseph II machte aus der Burg eine Strafanstalt, was sie, mit Ausnahme der napoleonischen Besetzung 1797 und 1809, bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges blieb. Wäre Napoleon jedoch nicht gekommen, hätte man die Burg vielleicht abgerissen. Die Wiener Verwaltung wollte das tun, aber die Landesbevölkerung war dagegen.
Natürlich wurde die Burg in dieser langen Zeit mehrmals umgebaut. 1848 riss man den alten Verteidigungsturm ab und baute statt dessen den Aussichtsturm, dessen Stil sich vom Rest der Burg deutlich abhebt. Andererseits ist die Aussicht ohne Zweifel wert, gesehen zu werden. Es wird behauptet, dass man dort an klaren Tagen ein Drittel von Slowenien sehen kann.
1905 kaufte der Bürgermeister Ivan Hribar nach fast zehnjähriger Diskussion die Burg dem Staat um 60.200 Kronen ab. Seither gehört sie der Stadt.
1969 begann man mit groß angelegten Sanierungsarbeiten, die eine Neuorientierung der Burg mit sich führten.
Man wollte hier ein kulturelles Zentrum errichten, das sowohl für Touristen interessant war, zum Beispiel wegen der Aussicht, wie auch für die Lokalbevölkerung, die dann diversen Veranstaltungen beiwohnen konnte.
Man erreicht die Burg über einen Fußweg, was aber, zumindest bergauf, ein wenig Anstrengung erfordert. Will man es bequemer haben, kann man mit einem Touristenzug hinauffahren, oder auch die Standseilbahn nehmen, die seit 2007 in Betrieb ist. Oben angekommen, stellt man im Burghof fest, dass der Grundriss der Burg grob gesehen ein Fünfeck darstellt und dass die Gebäude an den Außenmauern angebaut sind. Von hier kann man alle Teile der Burg erreichen.
Wenigstens theoretisch, denn bei der Renovierung hat man die verschiedenen Gebäude zu anderen Zwecken verwendet. So ist im Felsensaal (im Bild, wie auch der Schützenturm und die Verteidigungsmauer) ein Restaurant untergebracht, im Erasmusturm die Information, in anderen Teilen ein Shop, ein Café und vor allen Dingen ein Museum.
Leider bleibt bei all diesen Neuigkeiten nicht viel von der eigentlichen Burgatmosphäre übrig. Alles ist frisch getüncht und das "Glashaus" im Hof mag zwar bei Schlechtwetter dienlich sein, passt aber nicht wirklich in eine alte Burg. Noch dazu sind viele der Säle für Besucher geschlossen ... Es gibt jedoch einige Dinge, die es wert sind, angeführt zu werden.
Vom Erasmusturm, oder besser gesagt von dem Mann, nach dem er benannt ist, gibt es eine Geschichte. Die will ich Ihnen nicht vorenthalten. Erasmus Jamski lebte im 15. Jahrhundert. Er war adelig und sehr jähzornig. Eines Tages erstach er wütend einen Armeekommandanten. Der Landeshauptmann beschloss, ihn in eben diesem Erasmusturm einzusperren. Es gelang ihm aber die Flucht und er zog sich auf seine Predjamskiburg zurück. Dort wurde er zwar von der Armee belagert, aber die Burg war nicht einzunehmen. Schließlich bestach man einen Diener. Dieser sollte ein Zeichen geben, wenn der Burgherr gerade auf der Toilette war. Gesagt, getan. Dann schoss das Heer genau auf die Stelle, an der sich die Toilette befand - wo Erasmus sein Leben aushauchte.
Auf dem Friedrichsturm (auf dem Bild links), benannt nach Kaiser Friedrich III, befindet sich auch das bekannte Motto dieses Kaisers: AEIOU. Man rätselt heute noch, was das bedeutet und es gibt unzählige Vorschläge.
Die plausiblesten sind jedoch: Alles Erdreich ist Österreich untertan, bzw. in Latein: Austria est imperare orbi universo, was sinngemäß etwa dasselbe bedeutet.
Dort wo heute der Aussichtsturm aufgestockt wurde, befand sich beim Turm der Stadtpfeifer der alte Eingang zur Burg. Die Stadtpfeifer waren ein Blasorchester, das täglich um 11 Uhr Musik machte. Sie waren aber auch Wächter und Brandschutzleute. Von ihrer Aussichtswarte konnten sie sehen, wenn in der Stadt ein Feuer ausbrach und hängten dann tagsüber ein rotes Tuch und nachts eine Lampe hinaus, sodass man es von der Stadt aus sehen konnte. Der untere Teil des Aussichtsturms ist heute noch in seiner alten Ausführung zu sehen.
Die Ausstellung im Museum handelt durchgehend von der Geschichte Sloweniens, mit Beginn im Jüngeren Steinzeitalter über die Zeit der Römer bis zur neueren Geschichte. Das ist natürlich nicht uninteressant, aber wenn man am Tag vorher im Nationalmuseum gewesen ist, ist es eine reine Wiederholung. Außerdem werden hier nur Kopien der Exponate gezeigt.
Trotzdem gibt es einige interessante Dinge zu lernen. Man hat die älteste Flöte der Welt hier in der Gegend gefunden. Sie ist etwa 45 000 Jahre alt - und wurde daher vermutlich schon von den Neanderthalern erzeugt. Der Zeitpunkt unseres Typus, des Homo sapiens, wird ja normalerweise mit 40 000 vor Christus angegeben. Natürlich erhebt sich die Frage, ob unsere Art ein paar tausend Jahre älter ist als allgemein angenommen, oder ob die Neanderthaler eine schrittweise Evolution durchgemacht haben, auch wenn diese Annahme nicht ganz forschungskonform ist.
Andererseits sind die Wissenschafter schon öfter falschen Theorien nachgerannt ...
Man lernt auch, dass das Gebiet seit etwa 5000 Jahren fest besiedelt ist. Damals wohnte man allerdings auf Pfahlbauten, weil das Gebiet um den Fluss sehr sumpfig war. Und von da an geht es über die Römerzeit und das Mittelalter, bis zur Neuzeit und einem selbständigen Slowenien. Da habe ich übrigens auch etwas in der Ausstellung gefunden:
Im Grenzvertrag von Rapallo ging es um die Küstenregion an der Adria, wobei das "Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (ab 1929 Jugoslawien) gehofft hatte, dass man die italienisch besetzten Gebiete an der östlichen Seite der Adria zugesprochen bekommen würde. Das war aber nicht der Fall. Italien hatte schon ein Jahr vorher das Gebiet um Triest erhalten, jetzt wurde aus der Umgebung der Stadt Rijeka der Freistaat Fiume. Es dauerte bis nach dem Zweiten Weltkrieg, bevor Rijeka wieder Jugoslawien angegliedert wurde.

Ein Ausflug auf die Burg ist ein Muss, wenn man in Ljubljana ist, schon allein wegen der Aussicht. Auch die Ausstellung ist ohne Zweifel interessant (wenn Sie nicht vorher schon im Nationalmuseum waren). Wollen Sie mehr über die Burg selbst wissen, empfehle ich, dass Sie sich vorher ein wenig Information darüber verschaffen - dann haben Sie vor Ort bereits ein wenig Hintergrund.


© Bernhard Kauntz, Västerås 2012



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