Ein etwas anderes Museum -
Das kaiserliche Hofmobiliendepot


Glück muss man haben im Leben. Mein Glück ist, eine gute Freundin zu haben, Hedwig Abraham, die als Fremdenführerin in Wien arbeitet. Sonst wäre ich nie im Leben auf die Idee gekommen, das kaiserliche Hofmobiliendepot zu besuchen. Ich hätte ja gar nicht gewusst, dass es so etwas gibt. Ich bin auch überzeugt davon, dass nur ein ganz kleiner Bruchteil der Wiener weiß, dass es so etwas gibt. Noch weniger werden wissen, dass es in der Mariahilfer Straße 88 zu finden ist.

Interessanterweise stelle ich an der Kasse fest, dass man hier nicht nur die alten Möbel aus der Kaiserzeit ausstellt, sondern ein paar kleine Räume für eine separate Wanderausstellung über Marilyn Monroe abgeteilt hat. Interessant ist auch, dass das kaiserliche Mobilar um 3 Euro zu sehen ist, während für die Monroe immerhin schon 4.50 Euro verlangt werden. Es gibt allerdings auch eine Kombinationskarte um 6.90, die ich erstehe.

Marylin muss entschuldigen, sie muss warten, denn mir ist die Möbelabteilung wichtiger. Gleich am Anfang werden wir von den "Gastgebern" auf Bildern begrüßt, allein das große Bild von Sisi ist schon die 3 Euro wert, das Medaillon kommt noch als Draufgabe.

Doch dann geht es erst richtig los. Der Rollstuhl imponiert, die Spucknäpfe tun es weniger, auch wenn sie von den Sitten vergangener Zeiten Zeugnis geben. Weniger interessant finde ich auch die Sammlung von Kandelabern und Kerzenständern, die man im nächsten Zimmer zu sehen bekommt. Immerhin gibt es aber auch sonstige "Kleinigkeiten", wie Originalmanuskripte über den Transport der Möbel oder alte Schilder, die den Eingang zum "Seiner k.k. apost. Majestät Obersthofmeisteramt" anzeigten.

Der nächste Raum mahnt zur Besinnlichkeit. Wohl ist hier die Kaiserkrone und das Szepter zu sehen, die Maximilian, dem Bruder von Franz Joseph, die Herrschaft über das mexikanische Volk verliehen, aber was soll schon Macht und Reichtum, wenn man dadurch sein Leben verliert? Im selben Raum steht auch der Sarg, in dem Maximilian nach seiner Hinrichtung nach Europa zurück gebracht worden ist...

Die kaiserliche Ausstellung umfasst Bestandteile der Einrichtung von Franz I bis zu Karl I, also den ganzen Zeitraum, in dem die Habsburger österreichische Kaiser waren.
Spiegel gehörten natürlich auch zu den wesentlichen Einrichtungsgegenständen. Links sehen wir die Garnitur, die sich Maria Theresia für das neuerworbene Schloss Hetzendorf anfertigen ließ, während der Spiegel rechts geradezu einlädt, ihr Bildnis in doppelter Ausführung zu fotographieren.

Ansonsten sind die mannigfaltigsten Möbel zu finden, vom Thronsessel angefangen über Schreibtische und Schränke bis zu Kommoden in allerschönster Ausführung. Im Obergeschoss befindet sich außerdem ein Depot, in dem mehrere Räume bis zum Dach mit Stühlen verschiedenster Art vollgestopft sind. Dort gibt es auch Zimmereinrichtungen aus bürgerlichen Heimen, unter welchen ich Möbel fand, die denen meiner Großeltern ähnelten, an die ich mich also selbst noch erinnern kann.

Jetzt aber wird es himmlisch. Wenigstens haben die Betten einen Himmel, wie es sich für kaiserliche Schlafgelegenheiten gebührt. Links das Schlafzimmer von Franz Joseph und Sisi in der Hofburg, rechts ein einfacheres Bett von einem anderen Schloss. Doch wieder stellt man sich eine Frage; welchen Nutzen die schönsten Betten wohl haben, wenn das Eheleben nicht funktioniert... Außerdem soll Franz Joseph eine einfache Schlafstatt vorgezogen haben.


Abschließend noch zwei relativ "moderne" Raumausstattungen: Links sehen wir den türkischen Salon, den sich Kronprinz Rudolf einrichten ließ, dem Trend der Zeit folgend, während das Bild rechts das Arbeitszimmer von Kaiser Karl I wiedergibt.
Nach diesem eindrucksvollen Rundgang gehen wir auch noch durch die Monroe-Ausstellung und bewundern Schönheit in körperlicher Form. Jetzt wird mir aber auch der Preisunterschied beim Eintritt klar: während wir im Mobilarteil kaum einem Menschen begegneten, ist es hier fast gedrängt voll... Anscheinend muss man diese Populärausstellungen nebenbei betreiben, um das Depot mitfinanzieren zu können. Eigentlich schade.



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