KAUNTZ-ONLINE

NOCH EIN PAAR GEDANKEN
ÜBER DEN URSPRUNG UNSERES NAMENS...

von Bernhard Kauntz


Wenn Sie es noch nicht getan haben, sollten Sie zuerst die erste Seite lesen, um den Zusammenhang besser zu verstehen.

Ein paar Jahre später bekam ich ein Mail von Harry Kauntze, das mich wieder auf die Frage des Ursprungs zurückführte. Er schrieb:
Your research sounds familiar to what my grandfather found when he tried researching the name of Kauntze 30 years ago. I have been meaning to research our name for ages and it might be interesting to you as Kauntze is clearly derived from Kauntz. If my ancestors went direct from Germany/Austria to the British Isles then our name would probably have evolved before our kin went on to Romania. I am related to the Kauntze(s) that you list on the England register.

Seine Idee, dass einer unserer Vorfahren der Kaunitz-Rietberg-Sippe schon aus Deutschland nach England gegangen sein könnte, war nicht von der Hand zu weisen. Im Laufe unserer Unterhaltung schickte er mir dann eine Liste (nur in Englisch) über die Kauntze aus England, die ihm bekannt sind. Der "englische Ahnvater" George Kauntze war Militärmusiker und, wie Harry ganz richtig erwähnte, daher vermutlich aus dem (gehobenen) Mittelstand der Bevölkerung, was wiederum zu Kaunitz-Rietberg passen könnte. Außerdem taucht sein Name in den Annalen einmal als "Kauntza" auf, was auf einen unbetonten Schlussvokal schließen lässt.

Nichts desto weniger war das "e" am Ende des Namens ein Problem. Natürlich sind gerade Namen anfällig für Veränderungen und waren es in früheren Zeiten noch mehr, siehe z.B. "Koontz", nicht zuletzt bei Auswanderungen. Dass der englische Ast zum Teil sowohl als "Kauntz" wie auch "Kauntze" am Netz zu finden ist, mag auch auf Fehlerhaftigkeiten beim Abschreiben, etc. zurückzuführen sein.

Dann erinnerte ich mich an den Ort Kounice in Tschechien (der auf Deutsch übrigens Kanitz heißt). Jetzt waren ja schon ein paar Jahre vergangen, seit ich das letzte Mal am Netz danach gesucht hatte, vielleicht gab es inzwischen neuere Informationen. Und siehe da, auf der offiziellen Seite von Unterkanitz steht Folgendes unter Geschichte:

10. prosince 1185
Bitva u Lodĕnic (asi 6 km od Dolních Kounic) mezi Čechy (Přemysl Otakar I.) a Moravany (Otto Kunrád), v jehož vojsku bojoval pan Vilém z Kounic, zakladatel kláštera v Dolních Kounicích.

Das bedeutet auf Deutsch etwa (Ich kann nicht Tschechisch, bin aber Linguist und habe mit Hilfe von Wörterbüchern folgende Übersetzung zustande gebracht):
10. Dezember 1185
Die Schlacht bei Lodĕnice (etwa 6 km von Unterkanitz) zwischen den Böhmen (Premysl Ottokar I.) und Mähren (Otto Konrad), und dessen Militärbefehlhaber(?) Herrn Wilhelm von Kounic, dem Gründer des Klosters von Unterkanitz.

Na also. Da finden wir also schon im 12. Jhd. einen Kauntz. Und wenn das Geschlecht Kounic geheißen hat, das Dorf aber später zu Kounice wurde, dann haben wir auch beide Formen des Namens etabliert.
Aber es wird noch interessanter: im Laufe unseres Briefwechsels, schickte mir Harry eine Biographie über seinen Urururgroßvater, Henry. Dessen Vater Edward, kam auch als Kauntze nach England, war aber im 18. Jhd. in Hannover geboren. Außerdem war er Musiker, so wie der "englische Ahnvater" George. Zufall? Und Rietberg liegt etwa 100 km Luftlinie von Hannover entfernt. Wer braucht noch mehr Beweise?


Es dürfte nun ziemlich klar sein, dass die Familien der Kauntz und Kauntze ihren Ursprung wirklich im Geschlecht der Kaunitz(-Rietberg) suchen müssen. Die Umlautung vom Tschechischen "ou" auf "au" ist nicht ungewöhnlich; das Holländische und Englische sprechen "ou" noch heute als "au". Dass das "i" verloren gegangen ist, wird durch die englische Variante bestätigt.

Warum ein Teil unserer Ahnen nach England ging, hat einen geschichtlichen Hintergrund. Das Kurfürstentum Hannover hatte eine Personalunion mit England, wurde aber in den Napoleonkriegen im Königreichs Westphalen eingegliedert. Die Armee wurde aufgelöst und ein großer Teil davon ging nach England, um demselben Staatsoberhaupt, George III von England, weiter zu dienen. Dagegen wurden die Waffenstillstandsverhandlungen mit Napoleon im Jahr 1803 im Schloss des Fürsten Kaunitz geführt.


Weitere geschichtliche Angaben über die Familie der Kaunitz-Rietberg:

1746-1748
Eine Kirche für die Bauernschaften Österwiehe und Liemke wird auf Veranlassung des Landesherrn Graf Maximilian Ulrich von Kaunitz-Rietberg und seiner Frau Maria Ernestine "auf der Mayburg" errichtet. Um die St.-Maria-Immaculata-Kirche entwickelt sich nun das Dorf (Neu-)Kaunitz.

1792-1801
Die heutige St.-Anna-Kirche entsteht in Verl an der Stelle des alten, zu klein gewordenen Gebäudes; Bauherr ist Fürst Wenzel Anton von Kaunitz-Rietberg.

1822
Fürst Alois Wenzel von Kaunitz-Rietberg, jetzt nur noch privatrechtlicher Eigentumsherr über die gräflichen Güter, verkauft diese mit allen gutsherrlichen Rechten an den Rittergutsbesitzer Friedrich Ludwig Tenge aus Niederbarkhausen.


Außerdem gibt es noch ein Neu Kaunitz ostnordöstlich von Nürnberg, im Landkreis Tepl (tschech. Teplá). Angaben dazu:
Zugehörigkeit staatlich: bis 1919 Österreich-Ungarn, 1919 - 1938 Tschechoslowakei, 1938 - 1945 Reichsgau Sudetenland, Regierungsbezirk Eger, 1945 - 1991 Tschechoslowakei, seit 1991 Tschechische Republik
Die Gemeinden des Landkreises Tepl:
(54.) Neu Kaunitz:
189 Einwohner (1930)
163 Einwohner (1939)


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last update 2008.01.10