KAUNTZ-ONLINE

EIN PAAR GEDANKEN ÜBER DEN URSPRUNG UNSERES NAMENS


von Bernhard Kauntz


Es dürfte feststehen, daß die meisten Kauntz auf dieser Liste ihre Wurzeln in Siebenbürgen haben. Deshalb zunächst ein kurzer Überblick über die Geschichte der deutschsprachigen Einwanderung in Siebenbürgen.
Schon um das Jahr 1000 begann eine deutsche Kolonialisierung in östlicher Richtung, der Donau entlang. Siebenbürgen erreichte man im frühen 12. Jahrhundert. Den ersten deutschen Siedlern folgten im 13. Jh. eine größere Welle Auswanderer, die, auch wenn sie "Sachsen" genannt wurden, hauptsächlich aus der Rhein- und Moselgegend kamen.
Durch die Ausbreitung des Ottomanischen Reiches kam Siebenbürgen dann unter türkische Oberhoheit, bis Sultan Kara Mustafa nach der Belagerung von Wien im Jahr 1683 zurückgedrängt wurde. Österreich befreite auch Siebenbürgen und ab dem frühen 18. Jh. ließen sich dort neue Siedler nieder, diesmal hauptsächlich aus Österreich.
Als Teil der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie mußte Siebenbürgen nach dem ersten Weltkrieg an Rumänien abgetreten werden, was zu einer starken Auswanderung führte. Viele unserer Groß- und Urgroßeltern verließen Siebenbürgen um diese Zeit.

Über den Gebrauch von Familiennamen wissen wir, daß er vor dem 16. Jh. kaum verbreitet war. Die ersten Zusatznamen, die verwendet wurden, waren Vatersnamen (besonders in Nord- und Osteuropa), Gewerbenamen (Müller, Schneider) und Lagesbezeichnungen (Mühlbacher, Steinhäuser). Es gab auch geografische Bezeichnungen für größere Einheiten, z.B. ganze Orte oder Landstriche, doch diese waren normalerweise den Landesherren bzw. dem Adel vorbehalten (von Traunstein, von Sachsen-Anhalt).

Wenn wir davon ausgehen, daß Kauntz ein Name deutschen Ursprungs ist, stimmt er nicht mit den Rechtschreibregeln der deutschen Sprache überein. Nach einem Konsonanten wird "z" immer einfach geschrieben, die Form "tz" setzt einen vorstehenden Vokal voraus.
Vermutlich sind wir also mit Leuten die "Koontz", etc. heißen, eher verwandt, als mit den "Kunz".
Ganz richtig gibt es auch in Deutschland, im östlichen Westfalen, zwischen Bielefeld, Gütersloh und Paderborn einen Teil des Ortes Verl, der heute noch Kaunitz heißt und der auch geschichtlich als eigenes Dorf belegt ist. Von 1746 - 53 baute man für die Bauerschaften Österwiehe und Liemke eine neue Kirche, was sogar zur Entstehung des Dorfes Neukaunitz führte.

Ebenfalls im 18. Jh., genauer gesagt am 2. Februar 1711, wurde in Wien ein Junge geboren, von dem wir wissen, daß er eines der letzten Kinder von 20 Geschwistern war. Er wurde später der erste Minister Kaiserin Maria Theresias. Sein Name: Anton Wenzel von Kaunitz.
Schon von Geburt an aber ist der kleine Anton Wenzel Domherr zu Münster, was uns ganz richtig wieder nach Westfalen führt. Sein voller Nachname ist außerdem Kauntz-Rietberg (siehe Landkarte), und die Geschichte lehrt uns auch, daß der letzte Landesherr, Fürst Alois Wenzel von Kaunitz-Rietberg, im Jahr 1822 die gräflichen Güter verkaufte.

Addiert man nun diese Voraussetzungen, dann ist die Schlußfolgerung logisch. Unsere Vorfahren waren nicht unter den ersten Siedlern in Siebenbürgen, denn damals gab es noch keine Familiennamen - und es ist äußerst unwahrscheinlich, daß wir in Siebenbürgen den Familiennamen Kauntz bekommen haben.
Viel wahrscheinlicher ist es, daß der erste Kaun(i)tz mit dem zweiten Schub, im 18. Jh., in Siebenbürgen eintraf. Im Gebiet von Hermannstadt - Blasendorf ist der Name Kauntz sehr verbreitet. An der Verbindungsstraße zwischen den beiden Orten liegt das Dorf "Salzburg", was ja wieder auf Einwanderung aus Österreich schließen läßt. An derselben Straße liegt auch Donnersmarkt, ebenfalls eine wichtige "Feste" der Kauntz.
Da sich die herrschende Familie von Kauntz-Rietberg am Hof in Wien befand und es bei 20 Geschwistern ziemlich eng gewesen sein muß, würde es daher gar nicht verwundern, sollte einer der Sprößlinge den Auswanderern nach Siebenbürgen gefolgt sein.

Sollte jemand die Geschichte unseres Namens noch immer nicht genügen, kann ich erwähnen, daß die Kaunitz altslawischer Abstammung sind, worauf nicht zuletzt der Beiname "Wenzel" zeigt.

Natürlich sind die obigen Schlußfolgerungen nur Theorie und (noch) durch nichts belegt, aber es dürfte doch wenigstens eine Arbeitshypothese sein, die Hand und Fuß hat.

Eine E-mail von Jon Kaunitz, wusste Folgendes zu erzählen:
"Meine eigenen Nachforschungen ergeben, dass der Name Kaunitz vom tschechischen Namen "Kounice" abstammt und um 1650 verdeutscht wurde, als in Mähren Deutsch zur Hauptsprache erhoben wurde. Diese Ableitung ist gut dokumentiert, was Wenzel v. Kaunitz-Reitberg betrifft. Die Ortschaft in Deutschland wurde meines Wissens ihm zu Ehren benannt."

Herzlichen Dank, Jon. Der Name "Kounice" hörte sich wie ein Ortsnamen an, deshalb forschte ich ein wenig und fand ihn auch - etwas 30 Kilometer südlich von Brno, in Mähren, in der Republik Tschechien. Oder, mit anderen Worten, nur ein paar Kilometer nördlich der heutigen österreichischen Grenze, vielleicht 80 - 90 Kilometer nördlich von Wien, wo ich geboren wurde.... Die Welt ist wirklich ein Dorf.
Da die Ortschaft Kounice so nahe bei Wien liegt, mag durchaus auch erklären, warum die Familie des oben genannten Anton Wenzel von Kaunitz, dem Minister der Maria Theresia, in Wien lebte.


Hinzuzufügen wäre noch - und der geneigte Leser mag selbst seine Schlüsse ziehen, inwiefern es relevant sein mag - daß man in Siebenbürgen schon im 14. Jh. eine überlieferte Form "KWNCZ" findet.

Außerdem ist noch zu erwähnen, daß die Form "Kunz", die ja eine augenscheinliche Verwandtschaft zeigt, auf den Kaiser Konrad aus dem 12. Jh. zurückzuführen ist, da sie nämlich ein direkter Diminutiv von Konrad ist, genauso wie der noch mehr verbreitete "Hinz" die Kurzform von Heinrich, d.i. Kaiser Heinrich, darstellt. Daher auch die Ausdruckweise "Hinz und Kunz".
Dahingestellt bleibt freilich, inwiefern man die Formen "Kunz" und "Kauntz" vereinbaren kann. Sprachgeschichtlich gesehen mag die Änderung von "u" zu "au" durchaus möglich sein, der Unterschied zwischen "nz" und "ntz" ist dagegen erheblich größer und schwerer zu erklären.
Es mag nämlich sein, daß man in früheren Jahrhunderten orthographisch nicht immer ein Meister gewesen sein mag, ja, es ist unzweifelhaft so, daß Namen verändert wurden. Doch diese Veränderungen gehen meistens in Richtung der Vereinfachung des Wortes, während das "t" vor dem "z" auf jeden Fall eine komplexere Form darstellt. Daher wage ich es, meine persönlichen Zweifel daran zu hegen, ob unser Name wirklich auf den "Kunz" zurückzuführen ist.

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last update 1999.05.16